Limit - the best crags in Tirol

45 as literarische Genre des Alpenkrimis erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Ein guter Alpenkrimi weist Elemente eines Thrillers auf. Charakteristisch dafür ist das Erzeugen einer Spannung, die nicht nur für kurze Passagen, sondern während des gesamten Handlungsverlaufes prä- sent ist. Es ist ein beständiges Spiel zwischen Anspan- nung und Erleichterung. Vielleicht ist nach dieser Defini- tion »Locker vom Hocker« der beste Alpenkrimi, der je geschrieben wurde. Die beiden verstorbenen Autoren, Albert und Güllich, wussten ganz genau, wie man einen Spannungsbogen erzeugt, der die Nachwelt noch über Generationen begeistern wird und von zeitloser Qualität ist. Schon der alleinige Anblick der ersten Seillänge lässt selbst den abgebrühtesten Alpinisten das Blut in den Adern gefrieren. 45 Meter zieht die Seillänge steil nach rechts oben. Und mit einem einzigen Schlaghaken kurz vor dem Stand ist sie alles andere als übersichert. Der perfekte Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln ist Grundvoraus- setzung für eine stressarme Begehung. Stressfrei wird sie wohl trotz bester handwerklicher Fähigkeiten nicht werden. Much Mayr und Peter Mühlburger sortieren ihre Friends. Die Handgriffe sehen routiniert aus. Die beiden kennen sich von den »Jungen Alpinisten«. Das ist ein Programm des Österreichischen Alpenvereins, welches ambitionierten jungen Bergsteigern die Chance bietet, zwei Jahre lang von Weltklassealpinisten zu lernen. Much ist einer der Mentoren in diesem Programm und Peter war ein Teilnehmer. Gemeinsam waren sie schon auf Expedition im Himalaja. Und obwohl beide weitge- reist sind und zwischen den Rocky Mountains und dem Himalaja Gott und die Welt kennen, ist es für die beiden heute eine Premiere in »Locker vom Hocker«. »Alleine die kompromisslose Linienführung ist beeindruckend. Eine Kingline«, meint Peter. »Die beiden waren einfach ihrer Zeit voraus. Zwei Visionäre!«, ergänzt Much. Much erzählt, dass er als Jugendlicher einen Vortrag von Wolf- gang Güllich in Innsbruck gesehen habe und er danach so richtig vom Klettervirus infiziert worden sei. Mit Kurt Albert hat Much sogar in Südfrankreich im Rahmen eines Klettercamps für Jugendliche zusammengearbei- tet. »Der Kurt war einfach ein richtig cooler Typ – eine Persönlichkeit, die man nicht so schnell vergisst.« Was das Besondere an »Locker vom Hocker« sei? »Es ist für mich diese persönliche Verbindung zu Kurt Albert und Wolfgang Güllich«, sagt Much. Peter ist dran mit der vierten Seillänge, der Schlüssel- seillänge. Nur über einen Klemmkeil gesichert, macht er sich an die fiese Plattenstelle im achten Schwierigkeits- grad. Um diese Stelle ranken sich, wie es sich für einen Thriller gehört, unzählige Horrorgeschichten: Hubschrau- bereinsätze gab es, 20-Meter-Stürze, Verstauchungen, Frakturen. Beim Sturz eines Kletterers an der Stelle wurde der Klemmkeil herausgezupft. Resultat: Sprung- gelenksfraktur und schwere Kopfverletzungen. Mit die- sem Wissen im Kopf macht sich Peter an die wackelige Reibungspassage. Ein Griff links, der aufgrund seiner bescheidenen Größe genau genommen den Namen Griff nicht verdient. Die Zehenspitzen auf zwei abschüs- sigen Dellen. Eine falsche Gewichtsverlagerung und du bist weg. Wie ein Scheibenwischer bei Platzregen tastet die rechte Hand den Fels ab. Wo ist er nur der rettende Griff? Gefunden! Geschafft! Alpenkrimi mit Happy End! Vielfalt Im Schüsselkar ist auf bis zu 400 Metern Wandhöhe alles geboten, was das Alpinkletterherz begehrt. Glatte Platten, löchrige Überhänge und raue Risse wie hier in der 3. Seillänge der »Locker vom Hocker«. Und wenn gewünscht auch mal eine wesentlich besser abgesicherte Route. With a maximum height of 400 m, the Schüsselkarspitze offers just every- thing the alpine climbing heart desires. Tricky slabs, overhangs with perfect pockets and cracks with great friction like here in the 3rd pitch of »Locker vom Hocker«. Besides, significantly better equipped routes than the afore- mentioned can be found as well. Die Schlüsselstelle Peter Mühlburger versenkt noch eine letzte mobile Sicherung im Riss, bevor es nach rechts über die wackelige 8er-Platte geht. Der rettende Bohrhaken kommt erst danach. Peter Mühlburger places a last piece of gear in the crack before traversing the slab towards the right. The only bolt can be clipped after having climbed the crux section (VIII) successfully so there’s no use in cheating! Schüsselkar | Leutasch | D

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