Limit - the best crags in Tirol

93 Katharina Saurwein Die Weltenbummlerin Katharina Saurwein | Portrait | Wenn es einen Move gibt, den Katha Saurwein perfekt beherrscht, dann ist das der Spagat. Den sprich- wörtlichen allerdings mehr als den gymnastischen, denn die Innsbruckerin schafft es, Kletterwelten zu ver- einen, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben: einen Weltcupsieg im Bouldern und eine freie Begehung des El Capitan zum Beispiel. Die Inspiration dafür holt sich die Weltenbummlerin nicht nur auf ihren vielen Reisen zu exotischen Destinationen wie Tasmanien oder Neuseeland, sondern auch wenn sie, wieder zurück aus der Ferne, in ihrer Homebase Innsbruck dem Nichtstun frönt. Wettkampfklettern und den El Cap klet- tern. Auf den ersten Blick gibt es da ja kaum Gemeinsamkeiten. Ja, das stimmt. Wettkampf und Fels, Bouldern und Bigwall zu kombinieren, ist nicht leicht. Es geht kaum unterschiedlicher: Für’s Bouldern benötigt man Maximalkraft, für’s Bigwall-Klet- tern Ausdauer. Im Winter trainiere ich in der Halle, um für die Wettkämpfe im Frühling und Sommer fit zu sein. Im Herbst geht es dann ohne viel Vorbereitung zum Tradklettern oder Bigwall-Klettern. Da muss ich mich immer erst einklettern und an die Belastungen gewöhnen, aber irgendwie funktioniert es. Wie war es, das erstemal in einer Wand zu übernachten? Schrecklich! Wir hatten ein wirklich altes Portaledge (ein Zelt, das man in eine Wand hängen kann, Anm.) dabei und mitten in der Nacht ist eine Aufhängung gerissen. Es hat ei- nen lauten Schnalzer gemacht und wir sind an einer Seite nach unten gesackt. Danach war an schlafen für mich nicht mehr zu denken. Gleich am nächsten Tag haben wir ein neues Ledge gekauft, und nach ein paar Nächten im Tal habe ich mich wieder in die Wand getraut. Von da an habe ich wirklich ausgezeichnet im Portaledge geschlafen. Das Beste am Bigwallen ist ...? Die Ruhe. Die Friedlichkeit. Die gemeinsame Zeit. Die Tage, die man in einer Wand verbringt sind so prägend. Man lernt sich selbst und den Partner bei so einem Abenteuer nochmals ganz anders kennen. Das Schlimmste am Bigwallen ist ...? Die Höhe und das Haulen. Ich habe nämlich Höhenangst und fühle mich recht oft unwohl. Das Haulen (der Materialtransport die Wand hinauf, Anm.) ist so anstrengend. Bigwall-Klet- tern ist mit irre viel Arbeit verbunden. Man muss extrem viel Gewicht zum Wandfuß und dann auch noch die Wand hinauf schleppen. Für welche Disziplin schlägt dein Herz am lautesten? Bouldern, Wettkampf, Trad? Ich kann und will mich nicht zwischen den Disziplinen beziehungsweise zwischen Wett- kampf und Fels entscheiden. Was das Klettern für mich so großartig und interessant macht, ist gerade die Abwechslung und die Kombina- tion der verschiedenen Disziplinen. Was waren deine »big moments« im Klettern? Am Podium bei der Heim-Europameister- schaft 2015 in Innsbruck zu stehen, war für mich sicherlich einer der »biggest moments« im Wettkampfsport. Mein erster 8B-Boulder am Fels war auch etwas ganz Besonderes für mich, vor allem weil mich Jorg kurz davor gefragt hat, ob ich ihn heiraten will. Jorg und du, ihr seid viel am Weg. Wel- cher Ort hat euch am meisten fasziniert und warum? Viele Orte haben mich sehr fasziniert, aber als erstes ins Gedächtnis kommt mir Tasmanien. Wir sind ohne Erwartungen auf die Insel geflo- gen und wurden dann so positiv überrascht. Die Landschaft war unglaublich schön, die Felsformationen extrem beeindruckend, und die Kletterei auf den Türmen an Land und im Meer einzigartig. Es war Abenteuer pur, am gefühlten Ende der Welt. Welchen Stellenwert haben die Felsen Tirols für dich? Innsbruck ist und bleibt meine Homebase und Tirol meine Felsheimat. So oft ich auch reise, um Felsen auf anderen Kontinenten zu beklettern, so gerne fahre ich gemeinsam mit Freunden ins Zillertal oder Ötztal, um einen Tag an den heimischen Felsen zu verbringen. Das gehört zum Allerbesten. Dein »place to climb« in Tirol? Obwohl ich das Zillertal früher gar nicht so gerne gehabt habe, habe ich es über die Jahre sehr zu schätzen gelernt, und mittler- weile ist es eines meiner Lieblingsgebiete. Das Tal ist extrem vielseitig. Bouldern, Baseclimbs, Mehrseillängen: Es gibt alles dort. Das Klettern in Tirol in fünf Worten. Hart, erbarmungslos, herausfordernd, vielseitig, naturnahe. Was möchtest du in deinem Kletterleben unbedingt noch machen? Unbedingt einmal nach Squamish (CAN) zum Tradklettern fahren und nächstes Jahr bei der Heimweltmeisterschaft in Innsbruck an den Start gehen. Die WM ist definitiv das Highlight des Jahres und die letzte, an der ich teilneh- men werde. Deswegen bin ich extra motiviert. Manch einer reist, weil ihm der Horizont daheim zu eng geraten ist. Warum be- gibst du dich auf Reisen? Ich reise, um meinen Horizont zu erweitern, nicht weil er mir zu Hause zu klein geworden ist. Durch das Reisen habe ich die Möglichkeit so viel Neues zu entdecken und kennenzuler- nen, und genau das genieße ich am meisten. Was ist das beste am Wieder-heim-kom- men? Ich liebe es, nach einer Reise wieder in mei- nem eigenen Bett zu schlafen, meine ganzen Freunde zu treffen, meine Familie wiederzuse- hen und zur Ruhe zu kommen. Eins darf man ja nicht vergessen: Reisen bedeutet auch viel Stress, andauernd neue Eindrücke und viel Action. Wenn ich zuhause bin, kann ich richtig Energie tanken und entspannen. “ Ich reise, um meinen Hori- zont zu erweitern, nicht weil er mir zu Hause zu klein geworden ist. “

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