Limit - the best crags in Tirol

34 The Tower of Power n puncto Höhe ist die knapp 50 Meter Südwand des Roten Turms kein Gigant. Doch das tut der Aura des in Nuancen von Gelb, Orange, Grau und Blau gehal- tenen Kalkpanzers keinen Abbruch. Gleich einer unein- nehmbaren Bastion thront dieser knapp unterhalb der Horizontlinie. Aberhunderte sind an diesem Pracht- stück von Wand auf ihrem Weg zum »Panorama-Kletter- steig« über Laserzkopf und Galitzenspitze auf die Große Sandspitze vorbei gepilgert. Doch es dauerte, bis einer nicht nur stehen blieb, sondern sich auch hinsetzte, die Augen zusammenkniff und in dem Labyrinth von Felskan- ten- und ecken nach haltbaren Griffen zu stöbern begann. »Da geht was!«, war sich Herbert Ranggetiner einst sicher, und er irrte nicht. Größtenteils ist es auch ihm zu verdan- ken, dass der Rote Turm zum besten Sommerkletterspot in Osttirol geworden ist. Doch das Klettern am Roten Turm hat mehr zu bieten, als nur harte Züge. Wer es nach 45 Minuten Fußmarsch zum Wandfuß geschafft hat, merkt schnell, dass hier, ab- gesehen von dem thermischen Wind, der einen auf einer Einstiegshöhe von 2.600 Metern verlässlich empfängt, auch noch ein anderer weht. Einer, der mit Luftbewegung nichts zu tun hat und daran erinnert, dass man sich mit- ten in den Bergen befindet. Wild, weit und wunderschön ist es, mal lieblich, aber auch mal unwirsch. Wer die Lienzer Dolomiten authentisch und hautnah zu spüren bekommen will, findet hier oben einen guten Platz, um damit anzufangen. Eins vorweg: Man muss nicht nur zupacken können, wenn man am Roten Turm Meter machen will, man muss sich auch ein wenig zusammenreißen. Denn trotz phänome- naler Bohrhakenabsicherung ist das Klettern aufgrund von Zustiegslänge und Exponiertheit ein alpin anmutendes Erlebnis, »Dolomiten light« sozusagen. So beeindruckend der Rote Turm ist, so gut die Bedin- gungen in den Sommermonaten auch sind, in Hinblick auf die Möglichkeiten rund um die Karlsbader Hütte ist er bloß das Tüpfelchen auf dem »i« des alpinen Portfo- lios. Das hat durchaus Vorteile. Wenn die Maximalkraft nach ein, zwei Tagen am Turm dahin ist, hat man dank zig Klettersteigen und klassischen Alpinrouten, vor allem aber wegen dem wahrlich offenherzigen Hüttenambiente, jede Menge Gründe noch ein paar Tage länger zu bleiben. Rot er Turm Schroff, steil, zerklüftet: Die insgesamt 13 Gipfel von Raucheck bis Laserzwand, die sich nahezu kreisförmig rund um die Karlsbader Hütte in den Lienzer Dolomiten auffächern, sind wahre Magnete für die Auf- merksamkeit. Ja, genau dort oben möchte man stehen! Bloß bei einem dieser Gipfel pfeift der Blick auf den imaginären Gipfelsturm. Am Roten Turm bleibt er viel lieber unterhalb hängen. | Osttirol | Roter Turm DIE PERFEKTE WELLE Bestes Licht, super Grip und ohne Übertreibung der exquisiteste Fels in den Lienzer Dolomiten - so schaut ein guter Tag am Roten Turm aus. Wenn jetzt noch Hunderttausende dastünden, um »La Ola« durchs Stadion rollen zu lassen, wäre Julia Schwaigers Auftritt in »Heimspiel« (7c) unschlagbar. Perfect light, superb grip and without exaggeration the finest rock in the Lienzer Dolomites – that’s how a great day at the Roter Turm looks like. If there where tens of thousands filling the stands to let »La Ola« roll through the stadium, Julia Schwaiger’s performance in this 7c called »Heimspiel« (= home game) would be unbeatable. I

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc1MzM=