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Nur wer an sein absolutes Limit geht, kommt weiter, Foto: Michael Meisl

Was ist dein Limit?

Das Leben ist geprägt durch Limitationen. Die Entscheidung für einen Beruf bringt zum Beispiel die Limitation, einen anderen Beruf mit Herzblut auszuüben. Die Entscheidung für eine Sportart bedeutet, dass man, wenn man diese Sportart betreiben und sich entwickeln möchte, nicht noch nebenher zwanzig weitere Sportarten parallel betreiben kann. Limitationen schränken unser Entscheidungsspektrum vermeintlich ein, doch haben sie gleichsam auch etwas Gutes, denn sie geben uns einen Rahmen, vereinfachen die Komplexität des Lebens, lassen uns fokussieren und dadurch das Maximum aus uns herausholen.

Das trifft besonders auch auf die Wahl unseres Lieblingssportes zu, egal, ob ihr bouldert, klettert oder Klettersteige bevorzugt.

Durch das Sich-Einschränken auf einen Bereich eröffnen sich in diesem ganz neue Möglichkeiten. Auch wenn wir uns im Klettersport paradoxerweise besonders frei und unabhängig von einigen Einschränkungen, wie z.B. solchen des täglichen Lebens, fühlen, werden wir umso häufiger mit unseren Grenzen auf schamloseste Art und Weise konfrontiert: Wer einige Meter über dem letzten Bolt steht, vielleicht über einem mobilen Sicherungsgerät, das nur mit Glück einen Fangstoß absorbieren würde, hat meist eher limitierte Möglichkeiten. Am häufigsten ist es der Weg nach oben, vielleicht auch mal zur Seite, am besten nicht nach unten, aber schon gar nicht die Möglichkeit, die Situation einfach zu verlassen.  In solchen Momenten der Konfrontation gilt es, Grenzen zu verschieben, sich weiterzuentwickeln und ein neues Limit zu definieren.

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Weit über dem letzten Bolt, Foto: Michael Meisl

Doch warum landen wir Kletterer immer wieder in solchen Grenzsituationen? Leiden wir kollektiv an kognitiver Dissonanz oder sind wir schlichtweg einfach nur naiv, dass wir unsere Grenzen nicht erkennen? Wieso stehen wir immer und immer wieder in der gleichen Situation: Fight, no flight?

Klettern ist die Möglichkeit, Limits zu pushen

Im Klettern finden wir die kostbare Möglichkeit, über uns selber hinauszuwachsen. Wir alle sind limitiert durch so viele Faktoren: Kraft, Technik, Zeit, Psyche usw. und dennoch gibt es diese Sternstunden, in denen alles zusammenarbeitet, jede Muskelfaser mit der anderen kooperiert, der Kopf sich auf das Wichtige fokussiert, der Wille uns nach oben treibt und der Mut uns nicht verlässt. In diesen seltenen Momenten verschieben wir aktiv (und manchmal mit ein wenig Glück) unsere eigenen Grenzen.

Solche Sternstunden sind da, wenn wir einen Zug nach vielen Versuchen endlich schaffen. Sie sind da, wenn wir den Gummi unserer Kletterschuhe auf dem abschüssigen Tritt reiben und der Fuß gegen jede Erwartung hält. Und sie sind auch da, wenn wir unsere Ängste überwinden, weiterklettern und oben ankommen.

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Die Sternstunde ist da, wenn der Zug endlich geschafft ist, Foto: Michael Meisl

Grenzen sind nichts Statisches

Dem Klettersport immanent ist die Überwindung von Grenzen, das Ausloten der eigenen Limits, um als Synthese aus Schwierigkeitsgrad und eigener physischer und psychischer Fähigkeit stärker und ganzheitlich daraus hervorzukommen.

Natürlich geht es nicht darum, sich immer und jederzeit an sich selbst zu messen und seine Grenzen zu verschieben. Es ist gut, wenn wir in der Vielfalt unserer Möglichkeiten ankommen und lernen, uns dort auch wohlzufühlen. Doch wie sagt Hermann Hesse so treffend: „Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen“. Spätestens dann wird die nächste Sternstunde kommen, in der es uns gelingt, mehr zu geben. Etwas zu leisten, das wir nicht von uns erwartet hätten.

Das ist dein Limit. Es ist da, um dir einen Rahmen zu geben, in dem du dich wohlfühlst, aufblühen kannst und der dir die Möglichkeit gibt, dich am Ende von ihm zu emanzipieren und weiterzuentwickeln. Mehr zu sein, als du jemals von dir selber erwartet hättest, und das zu werden, was du dir für dich selber genau so vorstellst.

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Am Ende des Tages weiß man, warum man wieder an sein Limit gegangen ist, Foto: Michael Meisl

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