„Know before you go“
Basics für alle Fels-Neulinge, die von der Kletterhalle auf den Fels wechseln wollen, von SAAC-Bergführer & Tiroler Sportkletterlehrer Gerhard Mössmer: Er ist Bergführer aus Leidenschaft und liebt es, mit Menschen unterwegs zu sein und mit seinen Gästen viele unvergessliche Momente zu teilen. Wenn er die Wahl hat, ist er am liebsten am Fels. Im Interview mit dem SAAC erklärt er die Unterschiede zur Halle und gibt Tipps zum Klettern am Fels.
1. Warum eigentlich klettern am Fels anstatt in der Halle?
Gerhard Mössmer:Ganz einfach, das Naturerlebnis spielt sicher die wichtigste Rolle! Warum Routen in einer staubigen Halle abspulen, wenn man sich draußen an natürlichen Strukturen bewegen kann? Natürlich geht es auch um das Gesamterlebnis eines Klettertages mit Auf- und Abstieg, dem Entdecken neuer Gebiete und der Verbundenheit mit der Natur. Die natürlichen Strukturen des Felsens sind spannend und bieten mit den verschiedenen Gesteinsarten (Kalk, Gneis, Granit, Sandstein etc.) eine unendliche Vielfalt.
2. Was ist eigentlich ein Klettergarten?
Gerhard Mössmer:Ein Klettergarten ist eine Felswand, die in regelmäßigen Abständen mit Sicherungspunkten (Bohrhaken) und oben mit Umlenkpunkten versehen ist. Man kommt also immer wieder auf den Boden zurück. Diese Routen werden als Einseillängen oder Baseclimb bezeichnet. In einem Klettergarten findet man verschiedene Routen, die beschrieben und bewertet sind und somit eine Orientierung bei der Routenwahl bieten. Klettergärten werden vom Betreiber eingerichtet und unterhalten, um die Sicherheitsstandards zu gewährleisten. Dennoch muss im Gegensatz zur Kletterhalle mit alpinen Gefahren wie Steinschlag (evtl. auch im Zustieg) gerechnet werden.
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3. Was sind die Unterschiede zwischen dem Klettern am Fels und in der Halle? Gibt es Unterschiede bei der Orientierung und den Techniken am Fels?
Gerhard Mössmer: Für Klettergärten wird ein sogenanntes Topo benötigt, in dem die Routen nach Schwierigkeit und Länge beschrieben sind. So findet man immer die passende Route. Das Aussteigen aus einer Route ist im Klettergarten schwieriger als in der Halle, da es nicht so viele andere Griffe aus anderen Routen gibt, die man benutzen kann. Die Klettertechnik selbst ist ähnlich wie in der Halle. Allerdings ist der Fels schwieriger zu „lesen“. Die Lösungen sind nicht immer offensichtlich, da es natürlich keine farbliche Orientierung wie in der Halle gibt. Das Durchklettern einer Route auf Anhieb (= Onsight-Klettern) ist im Freien aufgrund der oben genannten Unterschiede natürlich auch um einiges schwieriger. Mit der Zeit bekommt man aber ein Gefühl für den Fels und findet die Lösungen schneller.
4. Welche Gefahren gibt es beim Klettern am Fels beziehungsweise in Klettergärten?
Gerhard Mössmer: Typische Gefahren sind Steinschlag von oben (Helm!) oder auch Felsausbrüche in der Route. Außerdem sollte man immer das Wetter im Auge behalten und vor allem bei drohendem Gewitter rechtzeitig den Rückzug antreten. Beim Auf- und Abstieg ist auf steiles Gelände zu achten. Dies kann unter Umständen auch an den Einstiegen der Routen der Fall sein. Seien Sie immer aufmerksam – vor allem, wenn Sie beim Sichern nach oben schauen. Außerdem sollte man bei der Planung im Voraus auf die Länge der Routen achten, damit man ein passendes Seil dabei hat. Kletterrouten am Fels sind oft länger als in der Halle.
5. Welche Ausrüstung brauche ich beim Klettern am Fels?
Gerhard Mössmer: Zusätzlich zur Kletterausrüstung, die wir von der Halle kennen (Klettergurt, Seil, Sicherungsgerät), braucht man genügend Expressschlingen und ein ausreichend langes Seil. Dies kann je nach Klettergarten variieren. Eventuell sind hier 70 bis 80 Meter nötig. Ein Steinschlaghelm gehört ebenso zur Ausrüstung wie ein Schraubkarabiner zum etwaigen Umbauen am Umlenker. Durch eine gute Planung vorab kann man böse Überraschungen im Klettergarten vermeiden (Seil zu kurz, zu wenig Exen etc.).