Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf
Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf

Taschachschlucht: Alfi und die Eiszapfen

Eingebettet in die atemberaubende Landschaft des hintersten Pitztals befindet sich ein wahres Winterwunderland für Eiskletterer: Die Eiswelt Taschachschlucht. Unterwegs mit dem Betreiber und Bergführer Alfred „Alfi“ Dworak, der hier letztes Jahr beinahe umgekommen wäre.

______________________

Die Fantasie über die Jahre bewahren. Das ist gut und wichtig. Deshalb sagt Alfi, als wir die Taschachschlucht betreten: „Ich habe mir hier immer eine Wunderwelt aus Eis vorgestellt, überall Eiszapfen. Wie in einem Fantasyfilm.

Weil Alfi nicht nur Fantasie hat, sondern die Dinge auch konkret anpackt, gibt es jetzt im hintersten Pitztal etwas, das dieser Fantasie schon sehr nahe kommt: einen der größten Eiskletterparks Europas, die Eiswelt Taschachschlucht. Noch sind die Eiszapfen nicht überall, aber fast überall, und fast überall hängen an diesem Sonntag Kletterer mit Eispickel und Steigeisen in den Wänden der Schlucht. „Knapp hundert Routen werden wir kreieren, wenn alles fertig ist“, schwärmt Alfi, und angesichts der vielen Eiskletterer hier – an diesem Tag wohl fast so viele wie Routen – fügt er hinzu: „Aber es könnten noch viel mehr sein!“

Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf
Steileis ohne Ende, und alles mit bequemen Zustieg erreichbar: Die Eiswelt Taschachschlucht ist so etwas wie eine Kletterhalle für Eiskletterer. Foto: Simon Schöpf

Das Wunder der Taschachschlucht

Alfi heißt mit vollem Namen Alfred Dworak und ist seit fast 30 Jahren Bergführer. Als wir in die Schlucht hinabsteigen, humpelt er und stützt sich auf zwei Skistöcke, der Knöchel macht ihm immer noch zu schaffen. Dass Alfi die Schlucht überhaupt wieder betreten kann, ist ein halbes Wunder. Im vergangenen Winter ist Alfi bei Wartungsarbeiten abgestürzt, „von da oben“, wie er mit seinem Stock zeigt, „und unten im Fluss gelandet“. „Da oben“ heißt in diesem Fall zwanzig Meter freier Fall, es folgten Wochen auf der Intensivstation, Operationen, Therapien … aber alles kein Grund, den Traum von der Eiswelt in der Taschachklamm aufzugeben. „Eher scheitere ich irgendwann an der Bürokratie“, lacht er. An diesem Tag Mitte Dezember ist er zum ersten Mal seit seinem Unfall wieder in der Schlucht unterwegs, wenn auch körperlich noch eingeschränkt. Umso praktischer, wenn man einen Sohn hat, der seines Zeichens Profikletterer und Bergführer in Ausbildung ist: Louis Gundolf hilft heute kräftig mit und hängt die Eisrouten für den Papa im Vorstieg ein. Mit dabei ist auch Hund Haku, ein japanischer Akita Inu mit dickem Pelzmantel und Ringelschwanz.

Alfi Dworak beim Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf
Alfred “Alfi” Dworak: Die treibende Kraft hinter der Eiswelt Taschachschlucht . Foto: Simon Schöpf

Routen einrichten, das heißt in diesem Fall künstlich bewässern. In der Taschachschlucht wird schon gefrorenes Wasser niedergepickelt, seit es den Sport gibt. Allerdings weiter hinten drin, dort, wo die natürlichen Wasserfälle sind. Doch der Platz wurde immer knapper, das Eisklettern immer beliebter. Alfi fand keinen geeigneten Platz mehr, um seine Kurse als Bergführer abzuhalten. Also wurde er selbst aktiv, die Idee, die Taschachschlucht zu bewässern, spukte schon viele Jahre in seinem Kopf herum. Anfangs experimentierte er noch „heimlich“ am Luibisfall weiter unten im Tal, denn das Um- und Weiterleiten des Wassers im Winter ist alles andere als trivial. „Das ist eine steile Lernkurve, bis man das draußen hinbekommt. Denn das Wasser fließt nicht immer nur stur gerade bergab, wie man sich das vorstellt. Des is a halbe Wissenschaft“, sagt Alfi.

Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf
Fantasiewelt aus Eis. Foto: Simon Schöpf

Doch irgendwann hat er den Dreh raus und überträgt sein Wissen auf die Taschachschlucht, in der er großes Potenzial sieht. Er handelt mit einer Mischung aus Idealismus und Eigennutz, denn als Bergführer schafft er sich gewissermaßen seinen eigenen Arbeitsplatz. Aber es ist mehr als das, es ist auch das Bedürfnis, der Welt des Eiskletterns eine neue Spielwiese zu geben. „Umso mehr freut es mich, dass das Konzept aufgeht“, schmunzelt er mit Blick auf die vielen Kletterer. Und nimmt den Dank für die viele Arbeit in der Schlucht gerne entgegen, fügt aber hinzu: „Am besten bedankt man sich hinten an der Spendenbox!“

Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf
Niclas beim Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf

Denn das Konzept Taschachschlucht funktioniert nur, wenn jeder Eiskletterer auch eine freiwillige Spende in die rote Box wirft. Ein Drittel der Kosten übernimmt der Tourismusverband, ein Drittel kommen von Partnern wie Austrialpin, die auch Material für hochqualitative Haken und Standplätze beisteuern, und ein Drittel muss eben durch Spenden wieder reinkommen. „Die ganzen unbezahlten Stunden, die ich in den letzten Jahren da reingesteckt habe, sollte ich lieber nicht zusammenzählen“, lacht Alfi, „aber wenn es den Eispark auch nächstes Jahr noch geben soll, dann brauchen wir die Spenden“. Und, besonders seit seinem schweren Unfall, braucht Alfi auch die tatkräftige Unterstützung von Bergführerkollegen im Tal und seinem Sohn Louis.

Vom Fels ins Eis

Dass Alfi einmal Eispark-Betreiber im Pitztal werden würde, hätte er auch nicht gedacht. Denn eigentlich ist Alfi ein begeisterter Felskletterer und sagt von sich selbst: „Eigentlich mag ich die Kälte gar nicht so gerne“. Ins Pitztal hat es den gebürtigen Osttiroler der Liebe wegen verschlagen, obwohl er sich eigentlich immer geschworen hatte: „Wenn ich Osttirol schon verlasse, dann irgendwohin, wo es wärmer ist! Und jetzt bin ich im Sibirien Österreichs gelandet“, kann er darüber nur lachen. Irgendwann fragte ihn ein befreundeter Bergführer, ob er bei einem Eiskletterwettkampf einspringen könne, und das klappte offensichtlich ganz gut, mehrere Top-10-Platzierungen im Weltcup schaffte Alfi. Seitdem gilt er bei den Pitztalern als Eiskletterprofi.

Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf
Pickeln, was das Zeug hält: Niclas beim Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf

Mittlerweile sagt er auch dazu: „Scho a Wahnsinn, in welche faszinierenden Formen man sich da begibt, welche unglaublichen Platzerln man beim Eisklettern findet. Wenn dann noch das Licht stimmt und alles so Blau erstrahlt … da schnallst ab!“. Das ist eben die Faszination Eisklettern – das ist die Fantasie. Deshalb ist es so wichtig, dass man sie sich bewahrt.

Mehr Infos:

  • Eiswelt Taschachschlucht mit allen Infos auf climbers-paradise.com
  • Alpine Adventure: Website von Bergführer Alfi Dworak mit den von der Community so geschätzten „Eisnews“ (aktuelle Verhältnisse im Pitztal)
Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf
Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf

Wichtige Regeln für den Eiswelt Taschachschlucht

  • Betriebszeiten von 09:00-17:00 – Sicherheitstechnisch, umwelttechnisch und aus wartungstechnischen Gründen.
  • Keine Beleuchtung oder Beschallung.
  • Top-Rope-Seile bitte allen anderen Eiskletterern zur Verfügung stellen, wenn nicht damit geklettert wird und im Gegenzug evtl. ihre Seile benützen. So erspart ihr euch viele Seil-Umbauarbeiten. Dies gilt auch für Bergführer u. Alpinschulen! So könnte das in der Eiswelt ein richtig cooles Miteinander ohne Stress auf Linien werden.
  • Alpinschulen und Bergführer mit Gästen bitte bei mir Alfi unter +43 664 2346 199 aus einteilungs, -organisatorischen Gründen kurz melden.
  • Natürlich darf die gesamte Installation (Rohre-Fixseile etc) nicht berührt oder darauf herummanipuliert werden sowie kein Seilkontakt mit Leitungen oder Fixseilen!
  • Die von Alfi installierten Standplätze, werden ausschließlich aus einem gelben Statikseil der Firma Petzl sein und Rapidglieder von Austrialpin bzw. Grivel. Herzlichen Dank dafür!
Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf
Die Taschachschlucht von oben. Foto: Simon Schöpf
  • Die Topropes die ihr öfter als einmal verwendet bitte mit euren eigenen Karabinern und die Rapidglieder zum Abbauen verwenden.
  • Keine zusätzlichen Knoten, in den von uns installierten Seilen! Wenn jemand glaubt er benötigt eine Redundanz bitte selber bauen und danach entfernen. Nicht zwei Standplätze Tops für eine Linie blockieren.
  • Sicherer bitte genügend Abstand zur Wand halten bezüglich Eisschlag.
  • Bei Linien die teilweise sehr nahe beisammen sind unbedingt miteinander starten damit nicht der eine Kletterer dem Anderen Eis runter wirft.
  • Nach Neuschnee bitte den Einstieg großflächig ausschaufen, um die einzelnen Linien den ganzen Winter in voller Länge genießen zu können (Lawinenschaufeln mitbringen). Den aus der Wand geräumten Schnee auch sofort rausschaufeln. Wenn ihr das nicht macht, müssen wir das machen und können erst später öffnen. Dies wäre ebenso ein kollegiales Miteinander. Jeder schaufelt ein zwei Linien frei und alle haben sofort was zu klettern 🙂
  • Bitte um Kommunikation mit den Wanderern ob sie vorbei gehen können, da der Kletterer kurz stehen bleiben kann oder die Wanderer eben kurz warten müssen bezüglich Eisschlag. Die Wanderer können nicht einschätzen wie weit die Streuung vom Eis (Eisschlagdelta) sein kann. Sehr wichtig für ein sicheres Miteinander.
  • Ab diesem Jahr sogar mit Lawinenkommission bis zur Taschachalm (ein guter Tipp für die Mittagspause oder Apreclimb).
Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf
Der Andrang ist groß, die Auswahl an Linien auch: Eiskletterer in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf

Taschachschlucht ab 14.12.2024 geöffnet. 

Vergesst auch bitte nicht die rote Kassa zu füttern. Wir bitten pro Person und Tag um 10,- freiwillige Spende. Nur so können wir diesen riesigen Aufwand betreiben um für euch das beste aus der Eiswelt so nahe am Parkplatz herauszuholen.

Eisklettern in der Eiswelt Taschachschlucht, Pitztal. Foto: Simon Schöpf
Will gefüttert werden: Die Spendenbox in der Taschachschlucht.