Der Silvapark ist eines der beliebtesten Bouldergebiete im Alpenraum. Aus aller Welt reisen die Kletterer jährlich zur Sommersaison an, um sich im idyllischen Alpenpanorama am scharfen Gneis die Finger wund zu klettern. Und trotz vieler genialer Linien liegt das Beste noch in der Zukunft, denn das Potenzial für neue Boulder ist längst nicht ausgeschöpft.
Auch für regelmäßige Silvapark-Geher, wie Bernd Zangerl einer ist, hat die Silvretta noch dutzende Möglichkeiten für neue Lines.
Bernd Zangerl ist eine Institution im Klettersport. Der Tiroler hat schon auf der ganzen Welt seine Spuren hinterlassen – auf unzähligen Reisen, in unzähligen Blockfeldern, an unzähligen Linien hat er seine Kreativität am Felsen zum Ausdruck gebracht. Aber es muss für den Tiroler nicht immer far-far-away sein, denn eines seiner liebsten Gebiete ist sein früheres Heimgebiet: der Silvapark in Galtür.
Alle Sommer wieder vereint sich hier ein internationales Publikum, geschuldet sicherlich nicht nur den Boulder-Prachtexemplaren, die natürlich, wie könnte es anders sein, zu einem großen Teil auf Bernd zurückgehen, sondern auch dem idyllischen Alpenpanorama und der guten Infrastruktur, die für Kletterer hier geschaffen worden ist.
Und für den ein oder anderen Sadisten – das soll nicht ausgespart bleiben – mag der scharfe Fels sicherlich auch ein Grund sein. Hier kann man sich nämlich die Finger easy wund klettern.
Doch ist all dies nicht mehr der primäre Antrieb unseres Protagonisten Bernd, regelmäßig in die Silvretta zurückzukehren. Vielmehr das schier unerschöpfliche Potenzial für Boulder-Erstbegehungen, das der Silvapark mit sich bringt, lässt seine Quelle der Leidenschaft nicht versiegen.
Und so machen wir – Martina, Melissa und Fotograf Michael Meisl – uns an diesem Tag im Sommer mit Bernd auf in Richtung Vallülasee. Kurve um Kurve windet sich der Weg durch die pittoreske Alpenlandschaft, und gefühlt nach jeder neuen Biegung liegt eine von unzähligen, sich ins Tal mäandrierenden Felsschlangen vor uns, die nach Bouldern erstinspiziert werden könnte.
Ziel, einen Platz am See, so einzigartig und umwerfend schön, dass einem der Atem stehen bleibt. Beim Anblick des Idylls möchte man einfach innehalten und verweilen, wäre da nicht der – zumindest für Vollblutboulderer – alles überlagernde Gedanke:
„Auf geht’s, bouldern!“
Ehe wir uns versehen, liegen die Matten auch schon an den ersten potenziellen Linien. „Gleich mal etwas klettern!“ und schon hängen wir im ersten Boulder. Und klettern wieder ab.
Erst muss die Stahlbürste in die Hand genommen werden, denn natürlich sind die Griffe voller Flechten und Dreck, der Fels ist teils spröde und brüchig. Bevor wir loslegen, heißt es:
„Gut präpariert, ist halb geklettert!“
Im ersten leichten Aufwärmboulder – so denken wir – ist oberflächliches Putzen ausreichend. Doch unser Selbstbewusstsein verringert sich, je mehr es unter den Fingern knirscht.
Bernds Blicke schweifen schnell ab auf der Suche nach einer Kingline. Ein Rohdiamant ist bald gefunden und der Tiroler verpasst ihm den ersten Schliff. Bernd tänzelt die Linien, als hätte er sie schon lange projektiert. Er entwirft ein Konzept der Lösung vor seinem inneren Auge und realisiert dieses danach haargenau am Fels. Erfreut ist nicht nur er, sondern auch wir Mädels finden schnell einige Linien, die wir nach seinem Vorbild klettern wollen. Am Ende des Tages kommt eine hübsche Ansammlung an Bouldern zusammen, die wir ins imaginäre Topo eintragen können.
Es ist klar, es wird nicht lange dauern, bis hier die nächsten Lines fallen. Zu viele Eindrücke haben wir an diesem Tag gesammelt, um sie einfach wieder zu vergessen. Aber am besten seht ihr es euch selber mal an.
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- Topos und Routen im Silvapark Galtür
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