Rocktober im Verwall

Wer kennt ihn nicht, den Arlberg – das größte Skigebiet Österreichs und zugleich variantenreichster Freeride-Spot der Ostalpen? Vor Beginn der Wintersaison sind wir dort aber mit anderen Superlativen konfrontiert. Welche das sind, erfahrt ihr hier.

Die Berge präsentieren sich weiß angezuckert. Das Thermometer im Auto zeigt 0,5 Grad an, als wir den Parkplatz der Rendlbahn in St. Anton ansteuern. Der Start der Skisaison liegt in der Luft. Am Parkplatz ist davon aber nichts zu spüren. Dieser ist leer. Genauso leer wie das Zentrum. Wo sich normalerweise Menschentrauben vor der Galzigbahn drängen, um sich im Wettstreit um die jungfräulichen Tiefschneehänge die beste Position zu sichern, herrscht im Oktober Einsamkeit.

Klettern Arlberg @ Michael Meisl I Climbers Paradise
Mikroperspektive
Um die Mikroleisten besser zu halten, muss sie Chanti erst noch ein bisschen von Mikroorganismen, sprich Flechten, befreien. Das Mikroklima passt im Herbst auf jeden Fall. Der Grip könnte nicht besser sein!

Klettern Arlberg @ Michael Meisl I Climbers Paradise
Winterschlaf Will Chanti hier oben überwintern? Die Darmstädter Hütte schließt zwar Ende September, aber der Winterraum hätte noch offen.

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Pioniergeist Ein bisschen Christoph Columbus spielen und neue (Boulder-)Welten entdecken, wem gefällt das nicht? David bei der Erstbegehung von „Wunderwelt“.

St. Anton hält Winterschlaf – paradoxerweise immer dann, wenn gerade nicht Winter ist. Mit in dicken Fäustlingen gepackten, aber klammen Fingern geht es nun nach Süden ins Moostal. Für die Wegstrecke zur Darmstädter Hütte sind per Pedes gut drei Stunden veranschlagt. Wir sitzen aber mit einem breiten Grinser auf unseren E-Bikes.

„Wandernd wäre die Kosten-Nutzen-Rechnung für das bisschen Bouldern absolut nicht stimmig“, meint David und wir geben ihm recht.

Und selbst mit dem Rad wird schnell deutlich: Hier sind wir mit einer Superlative nach der anderen konfrontiert. Denn es handelt sich mit 13 Kilometern nicht nur um das längste Hochtal, das wir in diesem Heft anpreisen, sondern auch um den Ausflug mit dem höchsten Akkuverbrauch. Dies wiederum führt zu den größten Bedenken, die im Zuge der Recherche zum Heft geäußert wurden: „Werden wir es überhaupt schaffen? Mein Akku ist gleich leer!“, stöhnt Chanti auf den letzten Kilometern.

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Suchbild Wer findet den Boulderer? Und wer die neuen Bouldermöglichkeiten? David macht eine Erstbegehung im jungfräulichen Blockfeld vor der Darmstädter Hütte. Im Hintergrund findet man die Vordere Rendlspitze mit dem Skigebiet, aber noch ohne Pow-Pow-Powder.

Dann aber rückt die Hütte ins Blickfeld. Sie liegt auf einer kleinen Anhöhe umrahmt von den mächtigen Dreitausendern des Verwalls. Wir sind nicht nur am Ende unserer Akkukapazität, sondern auch gefühlt am Ende der Welt. „Entlegenster Talkessel, gottverlassenste Gegend, größte Einsamkeit“. Die Superlative sprudeln. Unweit der Hütte öffnen sich die ersten Blockfelder. Hier eine Linie, da eine, und dort noch mehr. Wir sind die Ersten, die hier bouldern. Pioniere im Verwall.

Klettern Arlberg @ Michael Meisl I Climbers Paradise
Wasserkraft Der Kartell-Stausee im Hintergrund liefert Strom. Aber wie soll dieser jetzt in die Akkus der E-Bikes fließen, die auf den letzten Metern zur Hütte ziemlich ans Limit kommen?

Entdecker. Abenteurer – im neuesten und jüngsten Bouldergebiet Tirols. Die Herbstsonne wärmt die klammen Finger. Die trockene und klare Luft bietet den besten Grip. Schon wieder ein Superlativ.
Superlative machen verdächtig, sagt man.
Zu viele davon zerstören die Werbebotschaft, sagt man. Weniger sei mehr. Deshalb hören wir jetzt auf. Denn bekanntlich soll man aufhören, wenn es am schönsten ist.

Klettern Arlberg @ Michael Meisl I Climbers Paradise
Hoch hinaus Um die Darmstädter Hütte wurden in den letzten Jahren einige Klettergärten eingerichtet. Noch mehr Möglichkeiten gibt es aber im Verwall für Alpinisten, wie z. B. die Seeköpfe (3.061 m) links im Hintergrund.

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