Wer kennt ihn nicht, den Arlberg – das größte Skigebiet Österreichs und zugleich variantenreichster Freeride-Spot der Ostalpen? Vor Beginn der Wintersaison sind wir dort aber mit anderen Superlativen konfrontiert. Welche das sind, erfahrt ihr hier.
Die Berge präsentieren sich weiß angezuckert. Das Thermometer im Auto zeigt 0,5 Grad an, als wir den Parkplatz der Rendlbahn in St. Anton ansteuern. Der Start der Skisaison liegt in der Luft. Am Parkplatz ist davon aber nichts zu spüren. Dieser ist leer. Genauso leer wie das Zentrum. Wo sich normalerweise Menschentrauben vor der Galzigbahn drängen, um sich im Wettstreit um die jungfräulichen Tiefschneehänge die beste Position zu sichern, herrscht im Oktober Einsamkeit.
St. Anton hält Winterschlaf – paradoxerweise immer dann, wenn gerade nicht Winter ist. Mit in dicken Fäustlingen gepackten, aber klammen Fingern geht es nun nach Süden ins Moostal. Für die Wegstrecke zur Darmstädter Hütte sind per Pedes gut drei Stunden veranschlagt. Wir sitzen aber mit einem breiten Grinser auf unseren E-Bikes.
„Wandernd wäre die Kosten-Nutzen-Rechnung für das bisschen Bouldern absolut nicht stimmig“, meint David und wir geben ihm recht.
Und selbst mit dem Rad wird schnell deutlich: Hier sind wir mit einer Superlative nach der anderen konfrontiert. Denn es handelt sich mit 13 Kilometern nicht nur um das längste Hochtal, das wir in diesem Heft anpreisen, sondern auch um den Ausflug mit dem höchsten Akkuverbrauch. Dies wiederum führt zu den größten Bedenken, die im Zuge der Recherche zum Heft geäußert wurden: „Werden wir es überhaupt schaffen? Mein Akku ist gleich leer!“, stöhnt Chanti auf den letzten Kilometern.
Dann aber rückt die Hütte ins Blickfeld. Sie liegt auf einer kleinen Anhöhe umrahmt von den mächtigen Dreitausendern des Verwalls. Wir sind nicht nur am Ende unserer Akkukapazität, sondern auch gefühlt am Ende der Welt. „Entlegenster Talkessel, gottverlassenste Gegend, größte Einsamkeit“. Die Superlative sprudeln. Unweit der Hütte öffnen sich die ersten Blockfelder. Hier eine Linie, da eine, und dort noch mehr. Wir sind die Ersten, die hier bouldern. Pioniere im Verwall.
Entdecker. Abenteurer – im neuesten und jüngsten Bouldergebiet Tirols. Die Herbstsonne wärmt die klammen Finger. Die trockene und klare Luft bietet den besten Grip. Schon wieder ein Superlativ.
Superlative machen verdächtig, sagt man.
Zu viele davon zerstören die Werbebotschaft, sagt man. Weniger sei mehr. Deshalb hören wir jetzt auf. Denn bekanntlich soll man aufhören, wenn es am schönsten ist.
LIMIT #2: Alpinklettern in Tirol – die druckfrische Ausgabe!
In diesem Heft haben wir uns ganz dem Alpinklettern in Tirol gewidmet. Auf 136 Seiten präsentieren wir die beeindruckende vertikale Vielfalt Tirols. Mit spannenden Storys aus 15 Kletterspots, die einen tiefen Einblick in die Geschichte des alpinen Kletterns in Tirol bieten.