Seit 2012 betreibt Florian Falkner in Zams den äußerst gut sortierten Kletter- und Bergsportfachhandel „OnSight“. Zuvor – in den Jahren 2010 bis 2011 – sanierte der gelernte Blechschlosser und selbst leidenschaftliche Kletterer im Auftrag von Climbers Paradise den „Affenhimmel“ in der Ferienregion Tirol West. Stephan Mitter hat Florian Falkner vor Ort getroffen und ihn nach seinem Erfolgsgeheimnis gefragt.
Interview: Stephan Mitter, Text: Christina Schwann
Auf Florian Falkner trifft zu, was viele Kletterbegeisterte vermutlich bestätigen können: Hat man einmal eine Leidenschaft für das Klettern entwickelt, kommt man schwer wieder davon los. Bei Florian Falkner legte die Alpenvereinsjugend den Grundstein für seine späteren Erfolge im Klettern. Und das, obwohl er im Alter von 15 bis 20 Jahren eine Pause zugunsten der Ausbildung zum Blechschlosser einlegte, was ihm später aber gerade in Sachen Klettern sehr zugutekommen sollte.
Mit rund 20 Jahren traten die alten Kollegen aus der frühen Kletterzeit wieder auf den Plan und Florian Falkner wurde Mitglied in der HG – Hochgebirgsgruppe – Landeck. Ein Glücksfall, denn die Mischung aus alten Haudegen und jungen Wilden animierte auch Florian Falkner, über sich hinauszuwachsen. Die „Schule“ war eine harte, vielfach traf man sich im Steinsee-Gebiet, wuchs mit den alpinen Schwierigkeitsgraden 4 und 5 auf und reifte an den Herausforderungen. Gleichzeitig forcierten er und seine Kollegen das Sportklettern, das als Training für das Alpine eine wertvolle Unterstützung leistete, denn Florian Falkner war sich sicher: „Da geht noch mehr.“
Im Jahr 2006 wurde Climbers Paradise gegründet und um 2010 auch im Oberland präsent. Und hier trifft der Verein nun auf den top motivierten und ortskundigen Florian Falkner, der im Hauptberuf Blechschlosser ist und gerade die vom Alpenverein angebotenen Bohrkurse absolviert hat.
Stephan Mitter fragt nach
Wie bist du zum Projekt „Affenhimmel“ gekommen?
Ursprünglich wurde der Alpenverein mit der Klettergartensanierung beauftragt. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits einige Jahre für den Alpenverein, in den Bereichen Kinder- und Jugendarbeit mit Schwerpunkt Klettern, aktiv. So führte das Eine zum anderen. Der „Affenhimmel“ stand bereits auf der Liste von Climbers Paradise. Schnell war klar, dass die Sanierung dieses klassischen Klettergebietes ein großes Projekt wird, und so bin ich auf die Idee gekommen, das hauptberuflich zu machen, was dann in Summe zwei Jahre gedauert hat.
Ein Wahnsinnsprojekt also. Wer hat das Material zur Verfügung gestellt und deine unzähligen Arbeitsstunden gezahlt?
Der TVB hat die Haken zur Verfügung gestellt und ich war auf Werkvertragsbasis angestellt.
Was ist dir aus der Zeit des Sanierens von Klettergebieten und selbst als Kletterer besonders im Gedächtnis geblieben?
Im Zuge der Sanierung des „Affenhimmels“ sind zwei Unfälle passiert. Bei einem bin ich rund 50 Meter abgestürzt. Ich wollte schnell, schnell machen und vergaß den Knoten am Seilende. Dadurch war ich ganze vier Monate außer Gefecht gesetzt. Man sieht also, Fehler können passieren und ein Restrisiko bleibt immer. Insgesamt waren diese zwei Jahre aber richtig gut. In der Hasliwand konnte ich sogar zwei Touren komplett neu bohren und auch die Sanierung der Burschlwand war eine spannende Sache.
Nun aber zu deinem Sportfachgeschäft „OnSight“. Wann hast du dieses eröffnet?
Wir haben 2012 aufgemacht. Schon vorher haben wir immer davon gesprochen, dass es so etwas brauchen würde. Ich selbst habe unheimlich viel Ausrüstungsmaterial auf meinen Reisen, wie etwa in Chamonix oder in Arco, gekauft, weil man bei uns eigentlich relativ wenig bekommen hat. Deswegen war die Idee, ein eigenes Geschäft für Bergsportausrüstung zu eröffnen, immer da. Nach Abschluss der Sanierungen hatte ich dann plötzlich auch genügend Zeit dafür. Eine Lokalität hat sich praktisch von selbst ergeben, also dachte ich: „Probier ma’s – kann ja lei schiefgehen.“
Mittlerweile blickst du auf eine neunjährige Erfolgsgeschichte zurück und das „OnSight“ hat sich als eines der besten Bergsportgeschäfte im Oberland etabliert. Was ist deiner Ansicht nach das Erfolgsgeheimnis?
Ich denke, man muss die Philosophie so weitertragen, wie man sie selber hegt und pflegt. Man muss ehrlich zu den Leuten sein, dann funktioniert es ganz gut. Im Grunde ist es ein Geben und Nehmen. Außerdem macht es mir Freude, wenn jemand gutes Material bei mir kauft und damit eine Riesengaudi hat.
Also kann man sagen, dein Wissen, was sowohl ein Profi als auch ein Anfänger braucht, und dann auch noch alles in bester Qualität da zu haben, macht es aus?
Ja, das ist der Reiz an der ganzen Sache. Außerdem teste ich Produkte gerne selber, wie etwa Ski, und gebe auch anderen Leuten Material mit, die mir danach berichten, wie es ihnen ergangen ist.
Du hast Haus gebaut, hast eine Lebensgefährtin und eine Tochter. Wirkt sich das beim Klettern irgendwie aus?
Ja, man wird sicher vorsichtiger. In allen Bereichen, nicht nur beim Klettern, auch beim Skitourengehen. Durch den Hausbau war natürlich auch die Zeit limitiert. Aber auf der anderen Seite braucht man ohnehin ab und zu ein wenig Abstand zur Materie, damit man dann wieder voller Kraft weiterarbeiten kann. Auch das Klettern, zum Beispiel hier im „Affenhimmel“, macht jetzt wieder richtig Spaß. Vorher kannte ich das alles so gut, dass es mir fast ein wenig überdrüssig wurde.
Durch die Sanierung des „Affenhimmels“ ist aber auch die Besucherfrequenz um einiges gestiegen. Muss man sich die Zeiten, in denen man klettern geht, besser aussuchen?
Ja, auf jeden Fall. Speziell seit Corona ist der „Affenhimmel“ an manchen Tagen schlicht überfüllt. So etwas hat es vor drei bis vier Jahren nicht gegeben. Ich versuche, unter der Woche am Abend zu gehen. Da ist meist wenig los.
Denkst du, dass mit ein Grund für den großen Besucherandrang auch Climbers Paradise ist? Würden auch andere Gebiete, die jetzt noch als Geheimtipp gelten, durch die Publizierung auf der Plattform ähnlich viel Aufmerksamkeit erfahren?
Das Klettergebiet „Affenhimmel“ wurde durch die Sanierung sehr viel attraktiver, was der Initiative von Climbers Paradise zu verdanken ist. Der große Besucherandrang könnte aber mitunter an dem gemäßigten Schwierigkeitsgrad liegen, der das Gebiet einfach für eine breitere Masse interessant macht.
Was erwartet die Klettererinnen und Kletterer, die aus der Halle kommen, im „Affenhimmel“?
Die ersten drei Hakenabstände sind sehr gering. Danach kann es aber schon vorkommen, dem Schwierigkeitsgrad entsprechend und wenn es der Sturzraum zulässt, dass die Abstände bis 1,80 m sind. Der „Affenhimmel“ ist durch die Sanierung von einem klassischen Gebiet zu einem modernen Gebiet geworden und all jene, die aus der Halle kommen, können sich hier herantasten und sind jedenfalls „safe“ unterwegs.