Heinz Zak eröffnet den neu gestalteten Klettergarten „Sonnenplatten Scharnitz“ in der Olympiaregion Seefeld. 60 Routen vom dritten bis zum achten Schwierigkeitsgrad (UIAA), allesamt perfekt eingebohrt, laden Familien, Einsteiger und Aufsteiger zum Klettervergnügen im griffigen Wettersteinkalk.
„Grias enk, sche das kommen seids“, begrüßt Heinz Zak seine Gäste persönlich – wahlweise per Handschlag oder fester Umarmung. Es ist Freitagnachmittag, 6. September 2019 – Eröffnungstag für den Klettergarten „Sonnenplatten Scharnitz“.
Eine Feier, zu der nicht nur Presse- und Tourismusvertreter gekommen sind, sondern auch viele Einheimische, Kletterfreunde und selbstverständlich Zaks Frau Geli. Sie bringt noch Käse und Speck und verteilt alles auf den dekorierten Tischen – man kennt sich und alle freuen sich. Steif ist an diesem Nachmittag nur die Brise, die über die neue Chillarea pfeift – der Herbst macht mit einem heftigen Paukenschlag auf sich aufmerksam.
Neun Grad Celsius, Nieselregen … Die gute Stimmung lässt sich vom Wetter nicht beeinflussen. Zak bittet, nachdem alle begrüßt worden sind, die Helfer und Förderer zum „Stell-Dich-Ein“ und versprüht mit seiner Leidenschaft für den Klettersport und für seine Heimat Scharnitz gute Laune im Sekundentakt. Unter der Vorstellungsrunde befinden sich auch Josef Margreiter, Chef der Tirol Holding „Lebensraum 4.0“, und Alois Seyrling, Obmann des Tourismusverbandes Seefeld. Beide erzählen – äußerst humorig – Anekdoten von ihren Bergerlebnissen mit dem Extremkletterer und Bergfotografen. Zak steht in der Mitte und strahlt eine tiefe Zufriedenheit aus. Das Projekt Sonnenplatten: eine Herzenssache, für den Kletterer, die Helfer und Förderer gleichermaßen.
Bereits vor zwei Jahren wurde die Idee geboren, nicht zuletzt weil Zak nur 150 Meter Luftlinie vom Klettergarten entfernt wohnt. Er wollte, nach eigener Aussage, auf keinen Fall miterleben, dass es mal zu einem Unfall kommt, weil die bestehenden Routen seit Jahrzehnten nicht mehr saniert wurden. Dazu gesellte sich der schöne Umstand, dass sich mit der Umfahrung von Scharnitz und der damit verbundenen Verkehrsberuhigung neue touristische Möglichkeiten eröffneten, wie Stefan Draxl, Gemeindevorstand von Scharnitz erzählt. Das Projekt Sonnenplatten Scharnitz war geboren.
Die Finanzierung war, da sind sich alle einig, weniger das Problem. Viel mehr galt es, gute Kompromisse zu finden: Von A wie Ausgleichsfläche über N wie Naturschutz bis P wie Parkplatzbereich. Dazu Heinz Zak: „Hätten wir keine Genehmigung für einen Parkplatz bekommen, wäre für mich das Projekt gestorben.“ Es gibt in Scharnitz durchaus gute Parkmöglichkeiten, aber diese liegen auf der anderen Talseite, am Eingang zum Karwendeltal, und die Gefahr, dass man dann doch das Fahrzeug an den Häusern vor dem Klettergarten abstellt, war dem Scharnitzer Zak zu groß. Der Unmut darüber wäre vorprogrammiert gewesen. Und so wurde dem Parkplatz stattgegeben – übrigens mit voller Absicht auf 1,5 Stunden Parkzeit limitiert. Die Erklärung gibt Zak auch direkt: „Weil ansonsten der eine oder andere Biker oder Wanderer sich die Parkgebühren sparen würde – weil halt der Parkplatz fürs Karwendeltal ein bisserl was kostet. Und in 1,5 Stunden, so die Berechnung, erklärt Zak mit einem verschmitzten Lachen weiter, ist auch der schnellste Radler oder Wanderer nicht von seiner Karwendel-Rad-Wander-Runde wieder zurück. Kletterer, die jetzt länger als 1,5 Stunden klettern wollen, dürfen ihre Parkuhr weiterdrehen …
Ein Klettergarten, ganz nach dem Geschmack des Kletter-Altmeisters
Nach der kurzweiligen und äußerst amüsanten Vorstellungsrunde bittet Heinz Zak zum gemeinsamen Klettern. Einfach mal ausprobieren, den tollen Fels erleben und Spaß haben. Josef Margreiter und Alois Seyrling lassen sich nicht zweimal bitten. Hüftgurt festgezurrt, Kletterhelm auf und die Kletterschuhe in der Hand geht es über die neu entstandenen Wege an den Wandfuß. Vier Sektoren mit insgesamt 60 Routen stehen ab sofort zur Verfügung. Die Routen, erklärt Zak, sind nicht einfach eingebohrt, sondern der Altmeister ist jede Route mindestens zweimal geklettert und mit Markierungen versehen, wo dann die Bolts eingebohrt werden sollten. Ihm war wichtig, dass es schöne Kletterlinien gibt – möglichst ohne Zickzack. Und dass sie auch für Kinder und Klettereinsteiger gut geeignet sind. Eine Leidenschaft, die man beim Klettern spürt und für die der Extremkletterer in Summe gut einen Monat Arbeit investiert hat, plus der Arbeitseinsatz seiner Helfer. Das summiert sich … Ebenfalls ein wichtiges Argument beim Sanieren und Erschließen von Neurouten: sanfte Einstiege schaffen, von der Halle an den Fels: „Ich gehe gerne und viel in die Halle zum Klettern. Und da beobachte ich die neue Generation Kletterer.“ Um eben dieser neuen Kletter-Community auch den Sprung an den natürlichen Fels zu ermöglichen, hat Zak die Hakenabstände ähnlich wie in der Halle gesetzt. „Das ist wichtig und die Zukunft“, findet der Extremkletterer.
„Unsere Zukunft sind Klettergärten wie die Sonnenplatten Scharnitz“
Sicherheit steht für die Kletterlegende an erster Stelle. Weswegen er insgesamt für mehr Klettergärten plädiert, die wie die Sonnenplatten Scharnitz angelegt sind. Heinz Zak hat im Klettern bereits in jungen Jahren einen Sport gefunden, der ihm gutgetan hat und nach wie vor guttut: „Klettern fördert Mut und mentale Stärke, und die Freude, wenn man etwas geschafft hat, sich überwunden hat, das ist einzigartig“, erläutert Zak und seine Augen funkeln dabei. Auch das Scheitern gehöre dazu, erklärt er weiter seine Leidenschaft zum vertikalen Sport. „Ich bin davon überzeugt, dass mich das Klettern bis heute gesund und fit hält“, so Zak abschließend. Außerdem freut sich die Scharnitzer Kletterlegende immer, wenn auch andere für diesen Sport brennen, vielleicht weil er das Feuer dazu entfacht hat, wie bei Margreiter und Seyrling, die derweil begeistert beim Klettern sind und sich gegenseitig motivieren.
60 Routen für Familien, Einsteiger und Aufsteiger
Zak war wichtig, die Sanierung selbst zu übernehmen und neue Routen einsteiger- und kinderfreundlich einzubohren. Herausgekommen sind interessante Linien, die auch in den unteren Schwierigkeitsgraden äußerst lohnend sind. Außerdem gibt es „bisher in Tirol keinen anderen Klettergarten mit so vielen leichten Routen“, freut sich Zak und hat eine besonders hübsche 4-a-Kletterroute seiner Frau Geli gewidmet. Wer sie klettern möchte, sucht im Sektor „Löschzwerg Mitte“ die Route „Schatzi, 4a“. Auch sein Freund Peter Janschek, der ihm bei der Felsarbeit geholfen hat, hat eine Tour seiner Frau gewidmet. Sie befindet sich rechts neben „Schatzi“ und heißt „Sweety“ … Auch sie war, wie Zaks Frau, bei der Einweihung dabei und hat nicht schlecht gestaunt – dachte sie doch, ihr Mann hätte nur einen Scherz gemacht.
Chillen, Slacken – einfach eine gute Zeit haben
Neben dem Klettern war und ist Zak auch immer das Miteinander wichtig. So war er in früheren Zeiten fast ein ganzes Jahr mit Frau Geli und Sohn Martin auf Kletterreise unterwegs. Felsvergnügen und die Zusammengehörigkeit mit der Familie leben und erleben – wichtige Faktoren für Zak, der, wie er selbst sagt, seit 30 Jahren das Leben führen darf, das ihn glücklich macht. Auch im Klettergarten Sonnenplatten Scharnitz kommt das Miteinander nicht zu kurz: Dafür sorgt eine breite Wiese samt Chillarea, die den Nachwuchs zum Spielen, Toben und Chillen einlädt. Außerdem stehen Slacklines zum Ausprobieren und Trainieren bereit. Falls es in den Sonnenplatten etwas warm wird, kann man sich am Steinbrunnen abkühlen und seine Trinkflasche wieder auffüllen. Ein Klo-Häuserl löst die lästige Frage nach dem Wohin (?), wenn man mal muss.