Das Wochenende naht und wir haben keine Lust auf den Klettergarten-Einheitsbrei der vergangenen Tage. Diesmal soll es eine Mehrseillängentour werden. Damit der Klettertag so richtig spannend wird, gehen wir gerne in Gebiete, wo wir noch nicht waren. So stoßen wir auf Paznaun – Ischgl. Bekannt und geliebt bisher vom Bouldern im Silvapark über Galtür – doch rund um die Jamtalhütte soll es auch einige Mehrseillängentouren in bestem Granit geben.
Der Klettergarten Gamshorn im Paznaun
Da der Wetterbericht für den Nachmittag instabiles Wetter vorhersagt, entscheiden wir uns nicht für die Klettertouren mit Zustieg über den Gletscher, sondern haben als Ziel den Mehrseillängen-Klettergarten Gamshorn, etwa 1 Stunde über der Jamtalhütte. Laut Topo gibt es dort viele verschiedene Touren, die beliebig miteinander kombiniert werden können und sobald das Wetter umschlägt, können wir gefahrlos abbrechen und zur Hütte starten.
Die Anreise ins Paznaun
Nach gemütlicher Anreise mit dem Auto nach Galtür am Ende des Paznauntals starten wir am kleinen Parkplatz bei der Mentenalpe über dem Dorf.
Der Zustieg
Der Zustieg zur Jamtalhütte ist landschaftlich sehr eindrucksvoll und durch die sanfte Steigung des Tales zwar langgezogen aber nicht anstrengend. Die Rund 600 Höhenmeter lassen sich bequem in 2,5 bis 3 Stunden bewältigen. Gleich nach dem Parkplatz kann man sich entscheiden, entweder nimmt man den Steig auf der linken Talseite (etwas kürzer) oder man bleibt auf dem Asphaltweg. Hier könnte man auch perfekt mit Rad oder E-Bike bis zur Hütte fahren.
Kurz vor der Hütte erblicken wir etwas überrascht die einzelne Gondel einer Seilbahn. Hier entsteht kein Skigebiet, sondern das Jamtal ist Ausbildungsstützpunkt der Bergrettung Tirol und somit werden hier alle erdenklichen Notsituationen geübt, unter anderem auch die Bergung aus einer Gondel. Bei der Hütte angekommen, verschnaufen wir nur kurz und gehen gleich weiter Richtung Gamshorn.
Die Wand links über der Hütte ist beschildert und schon gut zu erkennen. Doch der Weg wird jetzt steiler, die ca. 1,5 Stunden von der Hütte ziehen sich mit dem schweren Kletterrucksack doch etwas. Mit jedem Meter, den wir höher kommen, werden wir zwar langsamer, aber die Ausblicke besser. Wir sind quasi im höchsten Stockwerk Tirols angekommen und sind umgeben von immer noch beeindruckenden Gletschern.
Kleine Picknick-Pause
Am Fels angekommen, ruft die schöne und ebene Bergwiese unter dem Einstieg geradezu nach einem Picknick. Gut gestärkt geht’s jetzt endlich an den Fels. Das Wetter ist zwar etwas schlechter geworden, aber sollte noch halten.
Endlich Mehrseillängen klettern
Wir entscheiden uns für die Guideline, die Anstiege sind teilweise angeschrieben, lassen sich aber durch die Bohrhaken ganz gut erkennen. Der Granit ist goldgelb und noch warm. Die Absicherung mit Bohrhaken ganz gut, allerdings können ein paar Klemmkeile und Friends nicht schaden. Perfekt auch, um den Umgang damit zu üben. Die rund 5 Seillängen sind in der Mitte durch ein Grasband unterbrochen und die Tiefblicke runter zur Hütte oder zu den Gletschern sind einmalig. Die Längen verfliegen geradezu unter unseren Fingern.
Der Abstieg
Oben angekommen, queren wir einfach zum Wanderweg und steigen über diesen am Klettergarten vorbei wieder ab. Leider vermiest uns das schlechter werdende Wetter eine zweite Tour und somit eilen wir in rund einer halben Stunde runter zur Jamtalhütte.
Wie gerne würden wir jetzt einfach hierbleiben, übernachten und am nächsten Tag eine der anderen Touren über den Gletschern begehen. Doch leider müssen wir wieder ins Tal. Mittlerweile hat es zu regnen begonnen, doch mit unserem einmaligen Erlebnis in der Tasche, treten wir zufrieden den Abstieg an.