„Ich bin so vielen glücklichen Menschen auf Klettersteigen begegnet, dass ich dafür sein muss“, schrieb Reinhold Messner bereits 1979. Ein tolles Klettersteigerlebnis und ein Minimum an Risiko – um beides zu garantieren, ist es gut, die Empfehlungen des Alpenvereins zu beachten.
Kontrolle der Ausrüstung
Ein guter Tipp: Bereits am Ausganspunkt sollten die wesentlichen Ausrüstungsgegenstände auf Vollständigkeit und Funktionstüchtigkeit kontrolliert werden. Dann muss später niemand am Einstieg umkehren – oder zu viel riskieren! Bei talnahen Klettersteigen werden wir Gurt, Klettersteigset und Helm bereits am Ausgangspunkt anlegen – in jedem Fall aber rechtzeitig und an einem Ort, der absturz- und steinschlagsicher ist.
Partnercheck
Bevor es dann wirklich losgeht, sollte noch der Partnercheck durchgeführt werden. Jeweils zwei Partner kontrollieren dabei gegenseitig, sowohl visuell als auch manuell, folgende Punkte:
- Ist das Set mittels Ankerstich korrekt in den Seilring eingeknotet?
- Sitzt der Gurt fest um die Taille und sind die Gurtschnallen festgezogen?
- Ist der Helm optimal angepasst und das Kinnband geschlossen?
Steigtechnik
Im Wort „Klettersteig“ stecken zwei Bewegungsformen: klettern und steigen. Je besser diese motorischen Fertigkeiten ausgebildet sind, desto rhythmischer und eleganter wird unser Bewegungsablauf. Und wir sparen Kraft. Vor allem Armkraft – sie ist der limitierende Faktor. Mit unseren Armen verhindern wir in erster Linie das Nachhintenkippen. Sie bleiben möglichst gestreckt, nur in der Phase des Höhersteigens ziehen wir sie kurz an, suchen eine stabile Position und strecken die Arme wieder.
Wesentlich kräftiger sind unsere Beine! Die Technik des Steigens ist der Schlüssel für eine kraftsparende und elegante Bewegungstechnik: Künstliche und natürliche Tritte präzise ansteigen. Nicht zu große Schritte wählen. Den Körperschwerpunkt nach der Bewegungsphase wieder möglichst lotrecht über dem Tritt positionieren, um möglichst viel unseres Körpergewichts auf die Beine zu übertragen.
Achtsames, rhythmisches Steigen ist auch der beste Garant dafür, dass wir keine Steine lostreten.
Umhängen – zwei Tipps
Nun zwei Tipps für den heikelsten Moment: das Umhängen der Klettersteigkarabiner an einer Verankerung:
1. Damit die Karabiner beim Umhängen in Reichweite sind, schieben wir sie mit einer Hand am Drahtseil mit.
2. Umhängen immer aus einer stabilen Position heraus und ehestmöglich – vor dem Überklettern des Ankers! In sehr steilen Passagen kann das Einhängen der Armbeuge in das Drahtseil das Umhängen erleichtern und ein kurzes Rasten ermöglichen.
Rasten
Stichwort Rasten: Zur Taktik auf Klettersteigen gehören Pausen. Besonders vor schwierigen Passagen, die dann möglichst zügig geklettert werden sollen. Klettersteigsets mit Rastschlinge bieten hier eine zusätzliche Hilfe. Besonders wertvoll ist diese Schlinge auch in Quergängen – das Drahtseil bleibt so immer in Reichweite.
Abstände
Abstände einhalten! Die Regel ist einfach: Innerhalb eines Segments, also zwischen zwei Ankern, darf nur eine Person unterwegs sein! Mehr noch: In steilen, schwierigen Abschnitten empfehlen wir ein ganzes freies Segment zwischen zwei Personen, um eine Kollision im Falle eines Sturzes verlässlich auszuschließen.
Überholen
Klettersteige liegen im Trend. Wir werden daher selten allein und auch mit dem heiklen Thema Überholen konfrontiert sein. Überholmanöver verlangen eine klare Absprache und es gilt, den richtigen Ort dafür zu wählen – z.B. einfache Passagen, Flachstücke oder Querungen. Denn auch beim Überholen muss die Verbindung zum Drahtseil immer bestehen bleiben.
Ein zu starker Andrang kann zudem ein guter Grund sein, gar nicht erst in einen Klettersteig einzusteigen.
Einfache Maßnahmen, einige Tricks, Rücksichtnahme auf andere – dann wird Reinhold Messner auch zukünftig vielen glücklichen Menschen auf Klettersteigen begegnen.
Was solltest du sonst noch alles am Klettersteig beachten? Schau rein in den Artikel samt Video “Klettersteig: Alles was du wissen musst“.