Express-Battle: 3 Express-Schlingen von Austrialpin im Praxistest

Wenn wir ehrlich sind, dann sind die Basisfunktionen von Expressschlingen doch recht überschaubar: Ein Karabiner für den Haken, ein Karabiner für das Seil, dazwischen ein Stück Stoff. So simpel auch das Anwendungsgebiet, so unterschiedlich können die „Exen“ dann aber trotzdem im Handling sein. Wir lassen 3 verschiedene Modelle vom Tiroler Hardwarehersteller Austrialpin im Praxistest gegeneinander „kämpfen“: Willkommen zum 1. Tiroler Expressschlingenbattle! Wer wird wohl gewinnen?

Es ist ja schon ein Riesenglück, dass wir im Climbers Paradise Tirol so viele geniale Felslandschaften direkt vor unserer Haustüre haben. Das wissen wir, das schätzen wir – was aber komplementierend dazu auch noch ein Glücksfall ist, ist der Umstand, dass wir an genau diesem kleinen Fleckchen Erde auch noch einen hochqualitativen Hardwarehersteller haben. Einer der wenigen überhaupt, die Karabiner noch in Europa herstellen: Austrialpin im Stubaital. Eine perfekte Symbiose sozusagen, denn ohne Karabiner nützen uns auch die ganzen Felsen wenig.

1. Die Kontrahenten

In die Expressschlingenmanege steigen:

• Das Leichtgewicht: MICRO LIGHT Express Set 11 cm
  • Kampfgewicht: 78 g
  • Bruchkraft: 22 kN
  • Bruchkraft bei offenem Schnapper: 7 kN
  • Schlingenlänge: 11 cm

• Der Allrounder: ROCKIT MIXED Express Set 11 cm, mit Tanga
  • Kampfgewicht: 105 g
  • Bruchkraft: 22 kN
  • Bruchkraft bei offenem Schnapper: 10 kN
  • Schlingenlänge: 11 cm

• Der Dicke: ELEVEN Express Set 12 cm
  • Kampfgewicht: 117 g
  • Bruchkraft: 22 kN
  • Bruchkraft bei offenem Schnapper: 11 kN
  • Schlingenlänge: 12 cm

2. Die Einzelkämpfe

Battle #1: MICRO LIGHT vs. ELEVEN

Im ersten Kampf geht es gleich denkbar ungleich zur Sache: Zwei gänzlich verschiedene Gewichtskategorien, könnte man einwerfen, 78g vs. 117g! Aufgerechnet auf 15 Exen am Gurt sind das dann happige 585 g, also über ein halber Kilo mehr, der dann mit den ELEVEN’s um die Hüfte hängt. Das merkt man dann besonders im Alpinklettern schon, weshalb der Gewichtspunkt an die MICRO LIGHT geht, 1:0. Wobei die ELEVEN dann in Punkto Seilhandling prompt zum Gegenschlag ausholt: Wunderbar abgerundete Ecken im Seilkarabiner lassen das Seil nur so rein- und rausflutschen, während man bei den bügelbedingten Einkerbungen der MICRO schon mal hängenbleibt. Gewicht ist also nicht alles: 1:1! Und da legt die dicke Schlinge gleich noch eines nach: Die wunderbar breite Schlinge bietet eine ideale Griffbreite für das Hochziehen bzw. A0’en, während man bei der dünnen MICRO weniger Grip hat. 1:2!

Battle #2: ELEVEN vs. ROCKIT MIXED

Schon ein gleicherer Kampf, ist die ROCKIT doch als Allrounderin in allen Disziplinen eine gute Kämpferin: Nicht zu schwer, nicht zu leicht, nicht zu dick, nicht zu dünn. Ob sie gegen die ELEVEN eine Chance hat? Im Handling beim Sportklettern schlägt sie sich zwar wacker, verliert aber wegen ihres Bügels am Seilende trotzdem gegen die formvollendete ELEVEN. 0:1! Beide Schlingen tragen auch eine schicke Tanga im Ring, die  Bandschlingenhalterung am seilseitigen Karabiner, womit das Verdrehen verhindert wird. Hier also ein Punkt für beide: 1:2! Sollte man dann gerade in Zeiten wie diesen auch mal auf den Preis schauen, da gewinnen die ROCKIT’s mit 95€ im 5er Set gegen die ELEVENs mit 120€ klar. 2:2! In der subjektiven Kategorie der Farbschönheit gibt es auch bei diesen beiden Aluminium-Kakadus ein Unentschieden, blau/grellgrün vs. blau/rot, Geschmacksache: 3:3!

Battle #3 MICRO LIGHT vs. ROCKIT MIXED

In unserem letzten Kampf steigt das Leichtgewicht gegen den Allrounder in den Ring. Gewichtsmäßig ist die MICRO natürlich nach wie vor unschlagbar, quasi Weltklasse, weshalb es auch gleich 1:0 steht; Beim Handling im Klettergarten nehmen sich die zwei nicht viel, weil beide mit Drahtbügelschnapper bewaffnet, doch kommt es schon mal vor, dass bei der MICRO der untere Schnapper verdreht sein kann, was gerade an der Schlüsselstelle schonmal wichtige Kräfte kosten kann. Punkt also für die ROCKIT mit ihrem hübschen Tanga, bei der das durch die Gummifixierung nicht passieren kann: 1:1! In der finalen Runde schlägt dann noch die Bruchkraft bei offenem Schnapper zu, die zwar unwahrscheinlich, aber eben nicht unmöglich im Falle eines weiten, harten Sturzes spielentscheidend sein kann: 7 kN bei der MICRO vs. satte 11 kN bei der ROCKIT, 1:2!

3. Fazit

Natürlich, alles ungleiche Kämpfe, könnte man einwerfen. Das stimmt natürlich, wobei jede Expressschlinge ihr Stärken und Schwächen hat, deshalb empfehlen wir auch je nach Einsatzgebiet:

• Alpinklettern: Klar die MICRO LIGHT. In großen Wänden macht sich das Gewicht irgendwann bemerkbar, zudem erlaubt die spezielle Form des Karabiners die flüssige Seilfolge von Halbseilen.
• Sportklettern: ELEVEN. Das High-End-Produkt von AustriAlpin überzeugt im Seilhandling und ist stylisch noch dazu. Auch eine perfekte Projektier-Schlinge, wenn man sich allzuoft an ihre nach oben zieht und mit 1,1 Tonnen Karabiner-offen-Bruchlast wahnsinnig robust. Allerdings auch die teuerste der vorgestellten Schlingen.
• Eisklettern: Die ROCKIT MIXED, weil gutes Preis-Leistung-Verhältnis und ein idealer Kompromiss aus Leichtigkeit und Robustheit.

Bonus: Wie entsteht eigentlich ein Karabiner?

Das Bergwelten Magazin hat Austriaalpin in der Produktionsstätte in Fulpmes im Stubaital besucht und sich zeigen lassen, wie ein Karabiner hergestellt wird.

Das Testmaterial wurde von Austrialpin zur Verfügung gestellt.