Beim „schönsten Hochtal Europas“ – dem Tannheimer Tal – wäre durchaus ein anderer Superlativ angebracht: bombenfest. Und damit ist die gewaltige Felsqualität gemeint. Am besten hinfahren und selbst beurteilen.
Vor allem die 250 Meter hohe Südwand der Roten Flüh hat es den Vertikalaspiranten schon von jeher angetan: Seit 1900 wird hier geklettert, mit Filzpatschen und Hanfseilen. Richtig bekannt wurde das Tannheimer Tal in Klettererkreisen dann wohl, als die klassische „Südverschneidung“ (6+ bzw. VI-/A1) in die Felsbibel „Im extremen Fels“ von Pause/Winkler aufgenommen wurde: Die (subjektiv) hundert wichtigsten Touren waren darin gelistet, die Rote Flüh war nun auf einer Ebene mit dem Wilden Kaiser und der Großen Zinne.
Viele Seilschaften sind seither durch die Südverschneidung gepilgert, das hinterlässt entsprechende Spuren am Fels. Das Tannheimer Tal hat aber weit mehr zu bieten, sechs Sportklettergärten, acht Mehrseillängengebiete und drei Klettersteige gibt es nun. Wir haben für euch hier eine (ebenfalls subjektive) Auswahl der must-climbs zusammengestellt. Denn wer einmal den perfekten Fels der Roten Flüh mit dem idyllischen Haldensee im Rücken angegriffen hat, der wird bestimmt wiederkommen. Ins schönste Hochtal der Welt!
Tannheimer Tal: Best of Mehrseillängen
1. Rote Flüh
Trotz der vielen Alternativziele muss die Rote Flüh hier als Erstes angeführt werden. Zu schön die Routen, zu groß die Tradition. Aber es muss ja nicht die „Südverschneidung“ sein – wer den Grad beherrscht, wird etwa in der „Via Barbara“ (7a+) oder im „Hinkelstein“ (6c+) ohnehin viel glücklicher werden. Kompakter Plattenfels vom Feinsten!
Zustieg & Topos: Rote Flüh, Tannheimer Tal
2. Zwerchwand
Kann schon mal viel los sein, auf der Roten Flüh. Wenn man vom Gimpelhaus zur Zwerchwand weiterstapft, dann lässt man die Wand und die Massen einfach links liegen und ist bald allein unterwegs. Und das, obwohl es sogar eine Tour der Wand in die moderne Bibel des Kletterns geschafft hat: Die „Miss Nesselwängle“ ist für den Alpen-Auswahlführer „Moderne Zeiten“ auserwählt worden, und das zu Recht!
Zustieg & Topos: Zwerchwand, Tannheimer Tal
3. Gimpel
Auch der Gimpel ist geografisch nicht weit weg: Die Routen seiner Wände sind modern eingerichtet und gut abgesichert, entsprechend beliebt sind die Anstiege. Und sogar die Hütte der Region trägt ihn im Namen: Das Gimpelhaus ist ein idealer Stützpunkt für alle, die mehr vorhaben als eine Tagestour! Und Auswahl gibt es genug.
Zustieg & Topos: Gimpel, Tannheimer Tal
Tannheimer Tal: Best of Sportklettern
Zugegeben: Die meisten Kletterer steuern im Tannheimer Tal die alpinen Wände weiter oben an. Es gibt aber auch ein paar nette Sportklettergärten.
1. Klettergarten Kanzel
Da hat die Bergrettung Tannheim ganze Arbeit geleistet: 2010 wurde dieses feine Stück Fels eingebohrt, in bequemen 10 Minuten von der Bergstation erreichbar. Von 5a bis 7b reichen die Schwierigkeiten, da sollte für jeden was dabei sein. Danke, Bergrettung!
Zustieg & Topos: Klettergarten Kanzel, Tannheimer Tal
2. Klettergarten Gaichtpass
Wenn’s mal was Gemütliches sein darf: Die Wand am Gaichtpass liegt direkt neben der Straße, entsprechend angenehm der Zustieg. Natürlich gibt es an schönen Tagen auch einen entsprechenden Verkehrslärm, die traumhafte Aussicht entschädigt dafür. Die Routen sind zwar alle sehr gut eingebohrt, der Fels ist aber teilweise splittrig – Helm aufsetzen!
Zustieg & Topos: Klettergarten Gaichtpass
3. Klettergarten Läuferspitze
An der Westseite der Läuferspitze gibt es ein lohnendes Ziel für Sportkletterer: In guten 15 Minuten ist man mit Bahnunterstützung vom Füssener Jöchle am Fels. Wer gern auch seine Beine trainiert, kann von Grän aus in gut 1,5 Stunden zusteigen. Großes Panorama inklusive!
Zugang & Topos: Klettergarten Läuferspitze, Tannheimer Tal