Die Ruhe nach dem Sturm: Das trifft auf das Paznauntal wohl immer dann zu, wenn der Schnee zu schmelzen beginnt und der Frühling ins Tal einzieht. Der Wintertrubel um Ischgl beruhigt sich wieder, die Landschaft und die Menschen schnaufen durch. Und je mehr vom Weiß verschwindet, desto mehr Fels kommt auf den Bergen der Silvretta zum Vorschein: Und das Kletterherz jubelt.
So ähnlich muss es auch dem Weltklasseathleten Bernd Zangerl gegangen sein, als er zum ersten Mal das riesige Blockfeld oberhalb von Galtür, ganz hinten drin im Tal, erspähte. Wo andere eine riesige Geröllhalde sehen, sah er ein Bouldergebiet mit fast unendlichen Möglichkeiten. Und spätestens als die Bilder seine Testpieces „Anam Cara“ und „Memento“ um die Welt gingen, wurde das Paznaun auch ein Fixpunkt auf den Weltkarten der Kletterer. Doch guten Hochgebirgsfels gibt es auch noch an anderen Orten und auch mit Seil ist das Paznaun einen Ausflug wert. Wir stellen euch die besten Spots der Region vor!
1. Bouldern: Silvapark, Galtür
Die riesige Felsenwelt unterhalb der Ballunspitze ist unumstritten the place to be für die warmen Sommermonate: Wenn unten im Tal längst jede Leiste schmiert, wird der Grip oben auf fast 2.000 Metern endlich perfekt. Auch die Auswahl an Bouldern aller Schwierigkeitsgrade sucht ihresgleichen, das alpine Ambiente sowieso. Selbst einen eigenen Kinderboulderbereich gibt es mittlerweile, ein Unikat in den Alpen. Hier sind die Felsen niedriger und das Absprunggelände schön flach. Früh übt sich!
175 Boulderprobleme in 7 Sektoren wurden bisher kartografiert, Tendenz steigend. Ob maximalkräftiges One-Move-Wonder oder ausdauernder Highball, Silvapark got it all. Bei all der Felsexzellenz darf man nur eines nicht vergessen: Auch mal einfach nichts tun und in die Landschaft schauen. Denn während sich andere Bouldergebiete gerne im Wald verstecken, präsentiert sich der Silvapark am Silbertablett, ganz weit oben.
Topos & Zustieg: Silvapark, Galtür
2. Sportklettern: Kletterarena Jamtal
Und wieder geht’s ganz weit nach oben: Die Kletterarena Jamtal liegt sogar noch höher als der Silvapark, auf über 2.100 Metern Höhe. Drei Stunden Zustieg für einen Klettergarten hört sich natürlich unsagbar weit an, allerdings befindet sich direkt daneben die tolle Jamtalhütte, ein ideales Basecamp für die warmen Tage. Und die Wandermöglichkeiten sind auch entsprechend vielfältig. Und erst die Knödel!
Topos & Zustieg: Kletterarena Jamtal
3. Mehrseillängen: Paulcketurm, Jamtal
Darf’s noch ein bisschen mehr sein? Ja? Dann geht’s bei dieser einfachen Mehrseillänge nämlich auf über 3.000 Meter auf den Paulcketurm weit drin im Jamtal – 3.072 Meter hoch ist der, alle Achtung. Der Ausblick in dieser wilden Umgebung voller schroffer Felsen ist entsprechend spektakulär. Die Stände und einige Zwischenhaken sind gebohrt, die Abstände aber zum Teil größer, ein paar Friends und Klemmkeile können hier nicht schaden. Vier Längen im vierten Grad (4+), Plaisierkletterherz was willst du mehr?
Topo & Zustieg: Paulcketurm, Jamtal