Eine Lage, die verpflichtet: Das Seefelder Plateau hat sich genau zwischen zwei der ganz großen Tiroler Kletter-Dorados eingekuschelt. Westlich: Das Wettersteingebirge, wo an der Schüsselkarspitze und Umgebung etliche namhafte Größen der Szene – von Hermann Buhl bis Wolfgang Güllich – ihre Spuren hinterlassen haben. Östlich: Das Karwendelgebirge, Österreichs größter Naturpark und ein ebenso bedeutender Name in der Klettergeschichte des Landes. Irgendwie klar also, dass Klettern am Seefelder Plateau seit jeher gelebt wird.
Ein Best-of über die Alpinkletterrouten im Karwendel und im Wetterstein könnte ganze Bücher füllen, wir wollen uns aber auf die leichter zugänglichen, kleineren Wände konzentrieren: Sportklettern! Denn auch da spielt die Olympiaregion mit ihren fünf Gemeinden Leutasch, Mösern-Buchen, Reith, Scharnitz und Seefeld ganz vorne mit. Nicht zuletzt durch den Scharnitzer Kletterpionier und Bergfotografen Heinz Zak, der der Region nicht nur mit seinen bekannten Bildern, sondern auch mit seinen erstbegangenen Routen einen Stempel aufdrückte. Wir stellen euch die lohnendsten Gebiete des Plateaus vor.
1. Klettergarten Chinesische Mauer
Man muss nicht erst bis nach Peking fliegen, um zur Chinesischen Mauer zu pilgern: Die Tiroler Variante davon ist zwar nicht ganz tausend Kilometer lang, dafür mit 150 Metern um einiges höher als ihr asiatisches Pendant. Und für jeden Kletterer sowieso das interessantere Weltwunder, gibt es hier doch schon über 150 Routen, die auf Wiederholungen warten.
Eigentlich erstaunlich, dass an der „Mauer“, wie sie oft ehrfürchtig genannt wird, erst vergleichsweise spät mit der Erschließung begonnen wurde. Gibt es hier doch talnahen Wettersteinkalk von der feinsten Sorte, in bequemen 20 Minuten Zustieg von der Leutasch aus erreichbar. Fest anpacken sollte man in diesem Klettergarten jedenfalls können: Unter dem 7. Schwierigkeitsgrad gibt es hier nur wenige Routen. Die Mauer ist also eher den Hardmovern vorbehalten, die Bandbreite der Routen reicht dafür von technischer Wandkletterei bis zur stark überhängenden Lochwand. Durch die südseitige Ausrichtung der Routen ist der Herbst die ideale Jahreszeit, im Sommer bekommt man ab dem späteren Nachmittag den erhofften Schatten.
Zustieg & Topos: Chinesische Mauer
2. Klettergarten Mauerbogen
Am Mauerbogen wird geboten, was an der Chinesischen Mauer Mangelware ist: Schöne Routen in den unteren und mittleren Schwierigkeitsgraden. Der Zustieg ist ähnlich gemütlich, in rund 15 Minuten ist man an der Wand. Gut 30 Routen findet man hier in südseitiger Ausrichtung, einige davon mit einem Mittelstand; wer da noch nicht genug hat, kann den oberen, schwereren Wandteil noch mitnehmen. Der Fels ist plattig-kompakt, eine gute Fußtechnik ist also von Vorteil. Man munkelt, die Routen hier wären eher „hart“ bewertet. Gemütlich einsteigen lohnt sich also!
Zustieg & Topo: Mauerbogen
3. Klettergarten Flämenwandl
Wer noch einen Gang runterschrauben will: Das Flämenwandl ist dann wirklich ein ideales Einsteigergebiet. Idyllisch neben der Leutascher Ache gelegen, Grillstellen inklusive, wurde das Flämenwandl von einer belgischen Einbohrtruppe zusammen mit dem lokalen Kletterverein Mauerfix erschlossen. Die leichten, gut abgesicherten Routen und der kurze, flache Zustieg machen den Klettergarten zu einem idealen Familien-Klettergebiet. Der Parkplatz ist derselbe wie für die Chinesische Mauer – wer nach dem Flämenwandl noch nicht genug hat, kann also bequem oben auf der Mauer noch eins drauflegen.
Zustieg & Topo: Flämenwandl