Wenn man an Kletter-Hotspots in Tirol denkt, dann kommen einem zuerst mal wohl Größen wie das Ötztal, das Zillertal oder der Wilde Kaiser in den Sinn. Aber Nauders? Kaunertal? Gibt’s da überhaupt was? Grund genug für eine Entdeckungsreise!
Eines vorweg: Ja, es gibt was. Verdammt viel guten Fels nämlich. Und das ist wohl auch die große Stärke der Region: Dass sie auf der Kletterweltkarte noch weitgehend unbekannt ist, dass man hier noch in aller Ruhe seine Routen im genialen Urgestein ziehen kann. Und zwar vor allem Kletterer, die sich in niedrigeren Graden wohlfühlen: Ganz viele tolle Anfängerrouten gibt’s in diesem Eck von Tirol. Aber eben nicht nur! Wir stellen euch die lohnendsten Gebiete zum Sportklettern und für Mehrseillängen in der Dreiländerregion vor.
Best of Sportklettern
1. Laimo (Kaunertal)
Start mit einer wahren Perle: Der Klettergarten Laimo wäre wohl selbst im Zillertal in einem „Best of“ mit dabei. Geniale Granitkletterei in bis zu 35 Meter langen Ausdauerhämmern – hier werden die hardmover glücklich werden. Bei der ostseitigen Ausrichtung und einer Seehöhe von 1.700 Metern ergibt sich insgesamt ein geniales Sommergebiet für die heißen Tage. Doch ohne gehörigen Unterarmschmalz geht in Laimo recht wenig – die meisten Routen befinden sich im 7. und 8. Franzosengrad. Aber wer dem gewachsen ist, der wird trotz halbstündigem Zustieg bei diesem exquisitem Felsgourmet garantiert glücklich werden. Und das ohne den großen Trubel à la „Ewige Jagdgründe“ oder „Oberried“.
Topos & Zustieg: Laimo, Kaunertal
2. Klettergarten Nauders
50 Routen, vom dritten bis zum achten Grad – und alle direkt an der alten Römerstraße Via Claudia gelegen. Kein Wunder, dass sich der Klettergarten Nauders einer entsprechenden Beliebtheit erfreut, einer Minute Zustieg sei dank. Wer gern ein wenig mehr dranhängt, um den Kreislauf etwas in Schwung zu bringen: Von Nauders wandert man in 20 Minuten zu den Felsen (Wanderweg Nr. 13). Außerdem schon mal Panzer beim Klettern von oben betrachtet? Nein? Dann wird’s Zeit! Der Klettergarten liegt nämlich auf dem Gelände des Museumsvereins Nauders.
Topos & Zustieg: Klettergarten Nauders
3. Klettergarten Fernergries, Kaunertal
Ganz hinten im Kaunertal findet sich ein idyllisches Gebiet für Anfänger und Familien: Der Klettergarten Fernergries, gleichzeitig mit seinen 44 Routen auch der größte im Tal. Ganz viele Vierer- und Fünfer-Plattenrouten am geschliffenen Urgesteinsfels und schlappe fünf Minuten Zustieg – bequemer wird’s nicht! Und dazu noch auf einer Seehöhe von fast 2.000 Metern und einem entsprechenden alpinen Umfeld, inklusive Wasserfall daneben – schöner wird’s auch nicht!
Topos & Zustieg: Klettergarten Fernergries, Kaunertal
Best of Mehrseillängen
Beim Mehrseillängenklettern in der Region gilt: Einzelne abgelegene Linien statt großem konzentriertem Routenangebot. Für alle Touren ist hier ein gewisser Ehrgeiz und Zustiegswille nötig, belohnt wird man dafür mit fast garantierter Einsamkeit in einem wild-romantischen Ambiente!
1. Hidden Paradise (7), Kaunertal
Der Name ist Programm: Versteckt allemal, Paradies sowieso. Stolze 15 Seillängen in festem Urgestein, schön nordseitig für die heißen Tage, abwechslungsreich obendrein, und der Ausstieg der Tour befindet sich auf fast 2.900 Meter Seehöhe. Und geht auch gleich solide zur Sache: Vier 7er-Längen müssen zum Start von „Hidden Paradise“ bewältigt werden, doch wer die gepackt hat, kommt oben hinaus in einfaches Gelände. Top!
Topo & Zustieg: Hidden Paradise (7), Kaunertal
2. Dreck im Crack (8-), Kleiner Dristkogel, Kaunertal
Der Name ist hier hoffentlich nicht Programm: Der Dreck im Riss ist schon ausgeputzt, stattdessen wartet steile Plattenkletterei im wasserzerfressenen Urgestein. Und Quarzeinschüsse statt Dreck! Insgesamt eine lohnende alpine Unternehmung, die aber den sicheren Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln voraussetzt. Die Standplätze sowie einige Zwischenhaken sind bei dieser 5-Seillängen-Tour gebohrt.
Topo & Zustieg: Dreck im Crack (8-), Kaunertal
3. Dawinspitze, Bockgartenköpfe
Hier gibt es ausnahmsweise mal mehr Routen für den Zustieg zu haben: An der Dawinspitze dominiert feinster Rätkalk. Florian Schranz hat hier mit seinen Freunden ordentlich Hand angelegt und insgesamt 7 anspruchsvolle Mehrseillängenrouten erschlossen. Von 7- bis 9 ist man hier dabei!
Topo & Zustieg: Bockgartenköpfe, Dawinspitze