Für ambitionierte Kletterer ist Kufstein eine ausgezeichnete Homebase. Nicht nur, dass es bis zum Wilden Kaiser mit seiner schier unendlichen Auswahl an Alpin- und Sportkletterrouten nur ein Katzensprung ist. Es geht auch noch näher: Direkt an der Stadtgrenze ragt die Geisterschmiedwand ein bisschen wie eine natürliche Stadtmauer aus dem Boden, einer der traditionsreichsten Klettergärten Tirols.
Die Wand lässt sich auch noch nach der Arbeit gemütlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad von Kufstein aus erreichen. Und trotz aller Nähe zum Urbanen hat sie einen unschlagbaren Vorteil: Ruhe. Oder zumindest fast, denn der idyllische Kaiserbach plätschert hier vorbei, die Geisterschmiedwand liegt im Naturschutzgebiet Kaisertal. Und wer im letzten Sonnenlicht hoch über den Dächern Kufsteins den Umlenker klippt, der weiß, warum das Wort „Naherholung“ erfunden wurde! Im Umkreis der Stadt gibt es aber auch noch andere lohnende Ziele – wir stellen euch die besten Sportklettergärten vor.
1. Geisterschmiedwand
Kann man so stehen lassen: Die Geisterschmiedwand war einer der frühen Top-Spots in Tirol, wenn nicht sogar der damaligen Sportkletter-Welt. Seite den 1980ern wurden hier Limits verschoben, „Wagnis Orange“ findet sich hier, eine der ersten 8c-Routen der Welt. Die Verlängerung davon konnte der mehrfache Kletter-Staatsmeister Stefan Fürst 1996 nach gut 60 Projekttagen endlich rotpunkt durchsteigen, die Route „Qui“ (9a+) zählt auch heute noch zu den anspruchsvollsten der Welt. Stolze 23 Jahre (!) nach der Erstbegehung gelang Adam Ondra die zweite Wiederholung (empfohlen sei das sehenswerte Video dazu), 2020 klippte auch Roland Hemetzberger den Umlenker.
Gut 60 Routen in meist gehobenen Graden findet man im kleingriffigen Kalkriegel der Geisterschmiedwand. Leistenpower und eine gute Fußtechnik sind hier unverzichtbar!
In der Nähe der Geisterschmiedwand befindet sich – gleich hinter dem Kieswerk – der zweite „Hausklettergarten“ der Kufsteiner: Sparchen. Auch hier sind hier die meisten Routen in den oberen Schwierigkeiten und hinter den Namen verbergen sich ebenfalls große Geschichten: „Tequila“ war die erste 8a-Route Tirols!
Zustieg & Topo: Geisterschmiedwand
2. Morsbach
Auch in Morsbach klettert man auf historischen Spuren: Der Überlieferung nach kletterte Franz Ploner bereits in den 1920er-Jahren hier seine Quergänge zur Übung für die großen Wände „drüben“ im Kaiser. In den 60ern wurde das Gebiet dann zum Trainingsrevier für das Bundesheer, bevor Gerhard Hörhager Anfang der 90er die Route „Guana“ eröffnete. Mit 10+ bewertet gehörte sie damals wohl zu den schwierigsten der Welt.
Einer der ersten Klettergärten Tirols, entsprechend abgeklettert sind die einfacheren Routen. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, insgesamt ist das Plätzchen mit Bänken und Tischen neben der Felswand ein sehr gemütliches. Zudem findet man von der Anfängerroute bis zum Testpiece so ziemlich alles hier, selten treffen zwei Extreme so unmittelbar aufeinander. Morsbach ist ideal für die wärmere Jahreszeit, zusätzlicher Bonus im Sommer: Der nahe Pfrillsee lockt im Sommer mit einem Erfrischungsverspechen!
Zustieg & Topo: Klettergarten Morsbach
3. Klettergarten Sebi
Und hier noch der Kontrast-Klettergarten zur Geisterschmiedwand und Sparchen: Das Kufsteinerland kann auch gemütlich, der Familienklettergarten Sebi ist das beste Bespiel dafür. Die meisten Routen hier sind im fünften Schwierigkeitsgrad, einige auch noch leichter. Der Sebi ist ein alter Steinbruch, der zum Klettern eingebohrt wurde. Auch der kurze Zustieg kommt wohl den meisten Kindern entgegen, dafür muss man allerdings etwas Straßenlärm in Kauf nehmen.
Zustieg & Topo: Klettergarten Sebi