Im Juli 2022 kam es im Klettergebiet “Götterwandl” bei Nassereith zu einem äußerst gefährlichen Zwischenfall. Ein Kletterseil wurde an einem eingeschliffenen Karabiner einer fixen Expressschlinge fast durchtrennt.
Grund genug, hier nochmals mit aller Deutlichkeit auf die Gefahr hinzuweisen, die von fix installierten Schlingen ausgehen kann.
Denn die Unart, in Klettergebieten seine fixen Expressen jahrelang hängen zu lassen, ist leider weit verbreitet. Achtet daher bitte auf diese potentielle Gefahr und macht die Freunde in eurem Umfeld darauf aufmerksam!
Warum können fixe Expressschlingen so gefährlich sein?
Bleibt eine Express fix in einer Route hängen, so kann sie bei jedem Ablassen “gespannt” werden. Dabei läuft das Seil nicht “rund” um 3/4 des Karabiners herum wie z.B. bei einem Sturz oder wie bei einem Umlenker. Nein! Das Seil läuft im Grunde parallel zum inneren Scheitel, schleift diesen also “gerade” von der Seite ab.
Dies führt bei den üblichen Alu Karabinern im Laufe der Zeit zu extrem scharfen Kanten. Folglich kann es hier auch schon bei geringsten Belastungen zu Schnitten im Seilmantel kommen, wie z.B. bei normalem “Reinsetzen” ins Seil.
Stürzt man in einen solchen Karabiner, so kann es sogar zu einem Seilriss kommen!
Das folgende Bild veranschaulicht das Prinzip, nach welchem die seilseitigen Karabiner so extrem scharfe Kanten bekommen können!
Historie an schweren Unfällen
Ab dem Jahr 2008 traten zuerst in Kletterhallen schwere Unfälle auf. Zuerst in einer Kletterhalle in Prag, wo beim 1. Haken das Seil riss. 2010 ein ähnliches Muster bei einem Zwischenfall in der Red River Gorge U.S.A.
2012 dann der traurige Höhepunkt. Ein tödlicher Unfall in Magletsch in der Schweiz. Schuld war ein Seilriss an einem eingeschliffenen Karabiner unter einer Dachkante.
Die folgende Aufarbeitung in den Klettermedien ist nun schon gute 10 Jahre. Womöglich ein Grund, weshalb diese potentielle Gefahr aus dem Bewusstsein der Kletterer verschwunden ist. Für uns Grund genug, einen entsprechenden Aufruf zu starten um die Community zu sensibilisieren.
Das folgende Bild veranschaulicht deutlichst das Gefahrenpotential bzw. wieso Kletterseile so leicht reißen können.
Wie kann man dieser potentiellen Gefahr begegnen?
Im Folgenden schlagen wir ein paar simple Verhaltensregeln vor, um die Sicherheit am Fels zu erhöhen, wenn es um fixe Expressschlingen geht:
- NIEMALS fixem Material “blind vertrauen”
- wer fixes Material in Routen vorfindet, sollte unbedingt seine eigenen Expressen dazu hängen
- sprecht in betroffenen Gebieten die anderen (unerfahrenen) Kletterer bitte auf die Gefahr an
- baut euer Material einfach wieder ab und hängt erst gar keine fixen Expressen in die Routen
- wer solche Expressen vorfindet, sollte sie abbauen und fairer Weise am Wandfuß für den Besitzer deponieren
- wenn man in seinen Projekten unbedingt fixe Expressen braucht, dann sollten seilseitig Stahlkarabiner verwendet werden
Alle fixen Expressen werden entfernt!
Da am Götterwandl offensichtlich “Gefahr in Verzug” ist, werden alle fixen Expressen ab 14. August entfernt. Bitte nehmt alle eure Expressen daher vorher selber aus den Routen heraus.
Die abmontierten Expressen können selbstverständlich auch später abgeholt werden. Sie werden beim TVB Büro in Nassereith deponiert. Zu den Geschäftszeiten können sie dort gerne abgeholt werden.
Literaturhinweise:
- Presseaussendung ÖAV
- ausführlicher Fachbeitrag von bolting.eu “Eingeschliffene Karabiner – Gefahr von Seilriss”