In der Kletterarena Kaiserwinkel im Kufsteinerland locken mit „Ottenalm Direttissima“ und „Bergkameradensteig“ zwei anspruchsvolle Sportklettersteige inklusive Gipfelerlebnis, aber ohne kräftezehrende Zu- und Abstiege, damit noch genug Zeit für ein Bad im Walchsee bleibt.
Sprechen wir doch mal über Träume, beispielsweise in Form von sportlich-anspruchsvollen Klettersteigen, die am besten in Seenähe liegen, kaum Zustieg, aber dennoch Gipfelflair bieten und mit bequemen Abstiegen locken. Klingt nach Utopie? Nicht so in der Kletterarena Kaiserwinkel – hier passen sowohl Steige als auch Zu- und Abstiege und wer möchte, kann den Tourentag mit einem Sprung in den nahe gelegenen Walchsee fulminant krönen. Aber der Reihe nach:
Mit dem Bike zum Steig
Vom Ort Walchsee aus oder vom Parkplatz am Sportplatz in Walchsee führt eine breite Forststraße in angenehmer Steigung Richtung Kletterarena Kaiserwinkel. In gemütlichem Tempo geht es an der Riederalm vorbei, wo einem neugierige Ziegen auf ihrer Weide nachblicken. Wir ziehen weiter Richtung Ottenalm – dem Ausgangspunkt für die Klettersteigtouren. Nach gut einer Stunde heißt es Bikes abstellen und Rad- mit Kletterhelm tauschen. Wer möchte, kann hier auch gleich Gurt und Klettersteig-Set anziehen. Der Zustieg zum Wandfuß ist in wenigen Minuten geschafft – mit welchem der beiden Steige man beginnt, ist jedem selbst überlassen. Die Autorin hat mit der Ottenalm Direttissima begonnen, getreu dem Motto, was man hat, hat man, und die Direttissima hat es in sich …
Steil, steiler, Ottenalm Direttissima (Schwierigkeit: D/E)
Gerade mal 180 Meter lang ist die „Ottenalm Direttissima“, allerdings überwindet man dabei 130 Höhenmeter – inklusive zwei kurzen überhängenden und einigen senkrechten Passagen. Und weil das noch nicht genug ist, haben die Macher des Steigs auf Trittbügel verzichtet – spätestens jetzt sollte klar sein: Der Steig ist anspruchsvoll und definitiv nicht für Kinder und Einsteiger geeignet. Kletterkenntnisse zahlen sich zudem aus, genauso wie das Tragen von bequemen Kletterschuhen. Wer Erfahrung, Armkraft, Ausdauer und Tritttechnik beherrscht, hat dann aber richtig viel Spaß!
Je nach sportlichem Ehrgeiz erreicht man in 45 Minuten den Gipfel samt Sitzgelegenheit und Panoramablick. Der Abstieg verläuft über einen sehr gut ausgebauten Steig, auf dem ein Schild auf den Glocknerblick hinweist. Je nach Sicht und Wetter kann man tatsächlich das ewige Eis des Glocknergipfels funkeln sehen. Nach 20 Minuten steht man wieder an der Ottenalm – einkehren? Später, lieber erst noch den „Bergkameradensteig“ austesten …
Bergkameradensteig: Über zwei Seilbrücken musst du gehen (Schwierigkeit: D/E)
An der Ottenalm nehmen wir wieder den gleichen Zustieg zum Wandfuß der 1.117 Meter hohen Harauer Spitze und gehen diesmal zum Einstieg des „Bergkameradensteigs“. Auch hier handelt es sich um keinen einfachen Klettersteig, allerdings sind Trittbügel integriert, was das Weiterkommen an der einen und anderen Passage erleichtert. Besonders spannend: Die Querung der beiden Seilbrücken, eine davon trägt dann auch gleich den bezeichnenden Namen „Schluchtenscheißerl“. Insgesamt werden 310 Meter und 170 Höhenmeter überwunden, zwei Passagen sind leicht überhängend, was die Armmuskeln ordentlich zum Pumpen bringt.
Je nach Frequentierung und dem eigenen Anspruch ist man in gut einer bis 1,5 Stunden wieder am Gipfelkamm der Harauer Spitze. Der Blick zum Naturwahrzeichen „Hochmoor Schwemm“ macht die Anstrengung wieder wett – genauso wie das Wissen, dass man in gut 20 Minuten auf der Sonnenterrasse der Ottenalm Platz nehmen kann, bei kühlen Getränken, dicken Knödel und Musik vom Wirt persönlich dargeboten, die einen übrigens schon im Klettersteig beschwingt, die Füße setzen und auf der Seilbrücke wippen lässt. Der Steig ist nicht für Einsteiger und kleine Kinder geeignet. Klettererfahrung ist absolut von Vorteil, genauso wie Schwindelfreiheit, nur so kann man die tolle Aussicht von den Seilbrücken aus richtig genießen.
Nach einer ausgiebigen Einkehr geht es mit dem Rad auf direktem Weg zum Walchsee – in gut 45 Minuten wechselt man dann den Radhelm mit der Badehaube, lässt sich im Wasser des Walchsees treiben und genießt dabei den umwerfenden Blick auf die Felswände des Zahmen Kaiser.