Ihr habt Überstunden oder hitzefrei? Dann nehmt euch doch einfach mal wochentags raus aus dem Alltag und steigt auf zur Muttekopfhütte in der Ferienregion Imst. Genießt in erfrischenden 2000 Metern Höhe feinsten Fels und erlebt einen Mikro-Kletterurlaub mit Langzeitwirkung – inklusive Finale-Kletterfeeling an löchrigem Fels und Dolce Vita auf der „Mutte-Terrasse“.
Das Felsangebot in bergfrischer Luft deckt für den Einsteiger bis zum Hardmover alles ab und macht on top sowohl Baseclimbs als auch Mehrseillängen möglich. An richtig warmen Sommertagen bietet sich beispielsweise der „Muttekopf-Klettergarten“ oberhalb der Alpenvereinshütte an. Ab frühem Mittag gibt es hier Schatten samt lauem Lüftchen, das die Haut sanft streichelt. An nicht so heißen Tagen kann man hingegen schon morgens die Lochkletterei an der Ostwand des Guggerköpfles auschecken. In jedem Fall in den Sommermonaten mit dabei: Schafe – schwarze und weiße, die nach einem vorgegebenen Muster, so scheint es, auf den Almwiesen grasen, sich pünktlich wie die Maurer um 12 Uhr zum Mittagsschlaf in den Schatten legen, um uns nach ihrer Siesta wieder mit ihrem taktvollen Bimmeln das Hirn weichzumassieren.
Finale-Feeling in Tirol
Definitiv außergewöhnlich und eine geologische Besonderheit: Das Konglomerat-Gestein an der Muttekopfhütte. Schön kompakt und dank seiner vielen Löcher wähnt man sich auf 2.000 Metern Höhe gar im italienischen Kletter-Eldorado Finale Ligure. Das Dolce Vita im Nachgang kann man übrigens ganz hervorragend auf der Muttekopfhütte zelebrieren – einzig das Meeresrauschen fehlt. Aber dafür pfeifen die Murmeltiere, keckern die Dohlen und bimmeln die schon erwähnten Schafe im Kräuter-Takt. Die Idylle hoch über dem Tal lässt den Arbeitsalltag im Nu verfliegen. Aufsteigen, runterkommen, klettern und (bei sich) ankommen – lautet die Devise an einem Mutte-Klettertag, der auch locker in die Verlängerung gehen kann, so viele Klettermöglichkeiten gibt es hier oben.
Klettern, bis die Finger lang sind
Eine schöne Variante, wie man sich der Hütte nähern kann, und um vielleicht beim Gehen noch den einen oder anderen (inneren) Arbeitsdialog auszufechten: Man fährt mit der Imster Bergbahn nur bis zur Mittelstation und geht von hier zu Fuß in 1 bis 1,5 Stunden zur Muttekopfhütte. Der Weg ist gut markiert und führt vorbei an Almwiesen, Latschen und schäumenden, gurgelnden Gebirgsbächen bergwärts – das Hüttenziel immer vor Augen. Oben angekommen empfiehlt sich eine erste Einkehr auf der Hüttenterrasse. Nach einer Erfrischung geht es in zirka 15 Minuten zum Sportklettergarten oberhalb der Hütte. Der erste Sektor ist ideal für alle, die in ganz moderaten Schwierigkeiten beispielsweise das Vorsteigen angstfrei trainieren möchten. Steigt man weiter auf, steigen die Schwierigkeiten mit an. Einen schönen Mix bietet beispielsweise der Sektor „Eisenhut“.
Die Routen sind allesamt perfekt abgesichert, einzig in der Route „Happy Birthday Henkel“ fehlt an einem Bolt derzeit (Stand Juni 2019) die Lasche. Ansonsten kann man sich hier von 5a bis 7c an feinstem Konglomerat austoben, bis die Finger lang sind.
Klettergarten Muttekopfhütte
Insgesamt stehen am Klettergarten oberhalb der Muttekopfhütte 119 Routen zur Verfügung. Die meisten davon im fünften und sechsten Schwierigkeitsgrad. Aber auch 18 Touren im siebten und einige im achten Grad warten darauf, geklettert zu werden.
Die Ausrichtung reicht von Ost bis Südwest, je nachdem in welchem Sektor man sich aufhält.
Dolce Vita auf der Terrasse
Nach einem langen Klettertag geht es dann zufrieden und müde zurück zur Hütte – wer sich nicht scheut, den ganzen Weg ins Tal (gut 900 Höhenmeter) abzusteigen, sollte oben bleiben und auf der Terrasse den Tag gemütlich ausklingen lassen. Das Panorama an einem Sommerabend ist zu schön, als dass man es sich wegen der letzten Bahnfahrt um 17 Uhr entgehen lassen sollte … Richtig italienisch wird’s übrigens, wenn man sich einen „Panzanella a la Mutte“, also einen italienischen Brotsalat, bestellt. Ebenfalls ein Gedicht: Die Tiroler Speckknödel. Die Knödel werden hier oben in Handarbeit und gerne auch mal bei schönem Wetter von den Küchenfeen tagsüber auf der Terrasse gedreht. Rooftop- statt Streetfood.
Tipp: Wer keine Lust auf lange Abstiege hat, oder wem die Knie beim Bergabgehen schmerzen, der kann gleich auf der Hütte übernachten und am nächsten Tag mit der ersten Bahn am Morgen abfahren (beispielsweise ab der Bergstation, dann hat man gar keine Abstiegsmeter). Alternativ nimmt man das Mountainbike oder E-Bike für den Aufstieg und fährt bis zum Umschlagplatz von der Materialseilbahn der Hütte. Der Fahrweg ist moderat steil, perfektes Bikegelände sozusagen. Von der Materialseilbahn sind es dann nur mehr ca. 30 Minuten Fußmarsch bis zur „Mutte“.
Guggerköpfle: Noch mehr Finale-Feeling, noch mehr Löcher im Fels …
Wer sich für eine Übernachtung entscheidet, sollte am nächsten Tag unbedingt die Kletterei am Guggerköpfle inspizieren. Rauher Fels an gigantischen Löchern sorgen für irres Finale-Feeling im Herzen Tirols. Am Guggerköpfle könnt ihr sowohl Baseclimbs als auch Mehrseillängenrouten klettern (zwischen 2 und 6 Seillängen). Ihr habt die Qual der Wahl. Andererseits: Die Tage sind lang, es spricht nichts dagegen, ein paar der kurzen Mehrseilrouten nacheinander abzuspulen …
Der Fels ist ostseitig ausgerichtet, an sehr heißen Sommertagen vielleicht besser die Morgenkühle ausnutzen.
Übernachten
Am besten auf der Muttekopfhütte, denn von hier könnt ihr morgens gleich zu den Gebieten starten und seid, je nach anvisiertem Ziel, in 15 bis 30 Minuten da. Die Reservierung könnt ihr online vornehmen, die Bestätigung kommt zügig von der Sektion, diese annehmen und schon habt ihr ein Bett am Berg.
Life is a Rollercoaster
Ein tolles Vergnügen nicht nur für Kids: Ab der Mittelstation mit dem Alpin-Coaster zurück zur Talstation sausen. Der Alpin-Coaster ist die längste Sommerrodelbahn in den Alpen mit satten 3,5 Kilometer Länge und 500 Höhenmetern Differenz. Die Kletterrucksäcke kann man bei der Bahn abgeben, und dann allein nach unten gondeln, während an euch die Landschaft und gaaanz viele Kühe vorbeizischen …