Louis Gundolf ist einer der hoffnungsvollsten Tiroler Nachwuchsathleten. Der gebürtige Pitztaler konnte schon einige Erfolge erzielen, darunter der 6. Platz bei der Jugend-WM. Über seinen Alltag, seine privaten Herausforderungen und seine Ziele beim Klettern hat er mit uns gesprochen.
Wie lange bist du schon beim Wettkampfklettern mit dabei?
Louis Gundolf: Eigentlich fängt heuer meine 4. Saison an aber da ich in meinen ersten zwei Jahren verletzungsbedingt nicht jeden Wettkampf starten konnte, kann man sagen, dass ich jetzt seit zwei Jahren voll dabei bin und bei jedem Wettkampf gestartet bin.
Was sind deine größten Erfolge?
Louis Gundolf: In den letzten Jahren konnte ich einige gute Ergebnisse auf meinem Konto verbuchen. Ganz besonders Stolz bin ich jedoch auf meinen Finaleinzug bei der Jugend WM in Innsbruck. Dort hatte ich mit dem 3. Platz beste Voraussetzungen auf eine gute Platzierung, leider ist mir aber früh ein dummer Fehler passiert und deshalb rutschte ich zurück auf den 6. Platz. Es war trotz allem eine super Erfahrung und es ist schon was ganz besonderes, vor solch einem großem Heimpublikum klettern zu dürfen.
Zudem konnte ich noch den Österreichischer Combined Meister in meiner Altersgruppe für mich entscheiden. National waren auch ein paar Siege bei den A-Cups dabei, die mir noch in lange Erinnerung bleiben werden.
Hast du ein ganz bestimmtes Ziel im Hinterkopf oder bist du eher der spontane Typ, der mal schaut wie’s läuft?
Louis Gundolf: Ja, ich habe bestimmte Ziele im Hinterkopf, aber das haben sowieso die meisten. Das wäre heutzutage auch gar nicht mehr möglich, da man sich entscheiden muss, auf welche Wettkämpfe man gezielt hin trainieren muss und welche man eher mitnehmen will. Eines dieser Ziele ist, dieses Jahr bei der Europameisterschaft in Imst ein Podium zu erreichen.
Du bist ja auch viel am Fels unterwegs. Ist es für dich wichtiger am Plastik zu performen oder sind Felsprojekte ebenso wichtig?
Louis Gundolf: Also in der Wettkampfsaison ist es für mich sehr wichtig konstante Trainingszeiten einzuhalten, da ich persönlich mir die Fitness hauptsächlich aus der Halle hole. Da ich aber aus dem Pitztal komme und es für mich Tradition ist, im Herbst schwere Routen abzuhaken, ist es für mich mindestens genau so wichtig in den Zwischenzeiten Abstand von der Halle zu bekommen und so viel wie möglich Motivation im Fels zu tanken.
Stichwort Multipitch. Interessant für die Zukunft oder doch eher Klettergarten und Wettkämpfe?
Louis Gundolf: Das ist ein sehr interessantes Stichwort. Ich bin schon früh in den Mehrseillängenrouten in den Dolomiten herum gekommen, ich denke mein erstes mal war mit 11-oder 12. Diesen Herbst war ich sogar einmal in der Martinswand unterwegs und konnte da „Das Dach“ (8a) onsight klettern. Ich habe im letzten Herbst ebenfalls eine Multipitch Route mit meinem Buddy Jonathan Lechner, bei uns zu Hause im Pitztal, einbohren können. Die Route ist neun Seillängen lang und nach meiner ersten Einschätzung hoffentlich möglich. Das Projekt haben wir im Vorstieg eingebohrt und das hat uns vier Tage harte Arbeit gekostet. Es macht aber auch Spaß.
Zu Deiner Frage, Zukunft Klettergarten oder Wettkampf: Mein Herz schlägt generell für’s Klettern … solange mir das Wettkampfklettern so viel Spaß macht und ich trotzdem zum Ausgleich genug Zeit habe im Fels unterwegs zu sein, könnte ich mich nur schwer für die eine oder andere Seite entscheiden.
Wo siehst du dich in fünf Jahren? Gibt es da besondere, vielleicht auch alpine Ziele die du verfolgst?
Louis Gundolf: Ich hoffe, dass ich in fünf Jahren die Matura bestanden habe und mein Traumfach studieren kann. Zudem hoffe ich ebenso, dass ich im Wettkampfsport erfolgreich bin und vielleicht schon die ein oder andere schwere Route im Fels geklettert bin.
Wie sieht denn dein Trainingsalltag aus? Was würdest du dir wünschen, um dein Training noch effektiver zu machen?
Louis Gundolf: Also ich trainiere fünf bis sechs mal die Woche und je nach Trainingsphase 20-30 Stunden in der Woche. Da ich ins Leistungssport BORG in Innsbruck gehe, ist es für mich möglich zweimal die Woche ein Früh- und Nachmittagstraining einzulegen, mit dazwischen drei Stunden Schule. Außerdem steh ich jeden Samstag um 7:00 Uhr auf, sodass ich dort auch so ein „Doppeltraining“ einlegen kann. Einen wirklichen Wunsch, um mein Training noch effizienter zu machen, gibt es eigentlich nicht, außer vielleicht, dass ich ein etwas besserer Schüler werden möchte, und dass ich nicht immer so einen Stress mit dem Lernen neben dem Training hab.
Ihr hattet gerade einen ziemlich radikalen Trainerwechsel in Innsbruck. Wie kommst du mit der neuen Situation klar?
Louis Gundolf: Für mich persönlich hat sich im Training nichts geändert, da ich schon länger mit meinem Trainer Fabian Leu trainiere, der momentan für die Tiroler Jugend bzw. für mich zuständig ist. So weit verstehe ich mich mit den neuen Trainern des Erwachsenen Kaders sehr gut und ich glaube auch, dass sie eine gute Arbeit leisten.
Stichwort Olympia. Prinzipiell ein Thema für dich?
Louis Gundolf: Generell schon, es ist zwar eine große Herausforderung in allen drei Disziplinen vorne dabei zu sein, aber man wird sehen. Natürlich wäre es eine Ehre bei den Olympischen Spielen für Österreich an den Start zu gehen. Ich finde die Idee, das Klettern olympisch zu machen sehr gut, aber in den einzelnen Disziplinen sollten ebenfalls Medaillen vergeben werden und nicht nur im Combined, da diese Art des Kletterns eher uninteressant für das Publikum ist, und schwer nachzuvollziehen, wer schlussendlich gewonnen hat.
Hast du noch irgendwelche speziellen Ziele im Hinterkopf, die du im Fels erreichen willst?
Louis Gundolf: Ja, ich habe im Herbst nach der Jugend WM genug Zeit, um meine Ziele im Fels zu verfolgen. Eines davon wäre mein Multipitch Projekt im Pitztal abzuhaken. Ich möchte aber auch im Götterwandl oder im Ötztal noch ein paar schwere Routen abräumen, bevor der Winter kommt. Auch einen ein- bis zweiwöchigen Trip mit meinem Kollegen Joni in die Dolomiten wäre am Plan – mal sehen was sich so alles ausgeht.